Usability in the World Wide Web

von Emanuel von Zezschwitz


Das Internet und insbesondere das World Wide Web stellt heutzutage sowohl im Privat- als auch im Geschäftsbereich eines der wichtigsten Medien dar. Während sich die Nutzung im privaten Bereich meist auf Information und Unterhaltung beschränkt, versuchen auch dem Medium Internet fern stehende Unternehmen vermehrt das World Wide Web für ihre Zwecke zu nutzen. So werden Produkte online vertrieben und Interessierten die Möglichkeit gegeben, sich über das jeweilige Unternehmen zu Informieren. Das World Wide Web ist ein inhomogenes Medium, was sich vor allem durch die unterschiedlichen Fähigkeiten und Interessen der Nutzer, aber auch durch die Vielzahl verschiedener Technologie im Netz bemerkbar macht. Zudem gibt es keine Standards, welche den Aufbau einer Website beschreiben. Studien haben gezeigt, dass der Erfolg einer Website neben dem eigentlichen Inhalt vor allem von der Benutzerfreundlichkeit und der Übersichtlichkeit eben dieser abhängt. Die so genannte Usability. Vor allem im Geschäftsbereich ist es wichtig, eine Website möglichst Übersichtlich zu gestalten, damit der überforderte Nutzer nicht zur Konkurrenz abschweift. Daher wurde es in den letzten Jahren immer wichtiger die Usability zu definieren und somit greifbar und Untersuchbar zu machen. Eine der führenden Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Usabilityforschung ist Jakob Nielsen, er begann bereits 1991, also zu Beginn des Webs Internetseiten als User Interfaces zu betrachten und deren Usability zu untersuchen.
Unter dieser Usability, also Benutzerfreundlichkeit versteht man eine möglichst einfache und auf den Nutzer und dessen Aufgaben zugeschnittene Bedienung eines Systems, hier insbesondere einer Website. Die Benutzerfreundlichkeit ist in der Normenreihe DIN EN ISO 9214 in Teil 110 als das Produkt aus Effektivität, Effizienz und Zufriedenheit definiert. Die Web Usability wird vorzugsweise durch zwei unterschiedliche Methoden untersucht. Dabei handelt es sich zum einen um expertenorientierte, analytische Verfahren, bei welchen Aspekte der Benutzerfreundlichkeit von Experten gefunden und überprüft werden und zum anderen um benutzerorientierte, empirische Methoden in welchen (potenzielle) Endnutzer bei der Bedienung des Systems beobachtet oder nach der Nutzung zu ihren Eindrücken befragt werden. Beide Methoden zeigen gewisse Mängel, so können Experten die jeweilige Sicht eines "Normalnutzers" auf eine gegebene Website nur simulieren, da ihre Fähigkeiten meist weit größer sind, als die der späteren Zielgruppe. Dieser Mangel kann bei den empirischen Methoden zwar beseitigt werden, jedoch treten dort andere Probleme bei der Auswertung auf. Den Endbenutzern fehlt meist das nötige Wissen um die Wertigkeit von Fehlern richtig einstufen zu können. Aus diesem Grund werden analytische und empirische Methoden meist kombiniert.

Im Folgenden werden einige der durch die Usabilityforschung gefundene Grundsätze samt Beispielen zur Gestaltung von Websites vorgestellt. Die Grundsätze wurden von denen der allgemeinen Dialogdarstellung (ISO 9241) abgeleitet und auf ihre Anwendbarkeit auf das World Wide Web überprüft. Die Beispiele stellen keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Aufgabenangemessenheit: Eine Website ist genau so anzulegen, dass sie dem Nutzer möglichst effektiv und effizient den gewünschten Content beziehungsweise Service bereitstellt.
Da sich die Nutzer und somit auch deren Erwartungen an eine Website stark unterscheiden, sind die Aufgaben nicht klar zu definieren. Jedoch spricht jede Website eine bestimmte Zielgruppe an und sollte sich an dieser orientieren.

Selbstbeschreibungsfähigkeit: Jeder Vorgang muss für den Benutzer verständlich sein und ihm gegeben falls erklärt werden könne, sobald er diese Information verlangt.
Zunächst sollten Titel und Thema der Seite auf Anhieb erkennbar sein, sich also am besten in der Fensterleiste oder zu Anfang des Inhaltes befinden. Eine Angabe von Änderungsdaten helfen dem Nutzer den Wert des Contents bezüglich seiner Aktualität zu bestimmen. Formulardaten sollten bereits mit Defaultwerten gefüllt sein um dem Nutzer eine erste Orientierung zu geben. Eine gesonderte Hilfeseite ist sinnvoll.

Steuerbarkeit: Die Steuerung von Abläufen muss weitestgehend dem Nutzer überlassen werden.
Die Wichtigste Größe hier ist die Zeit. So sollte der Nutzer bereits während des Ladens den Inhalt einer Seite erkennen können. Auch sollte er die Dauer eines Ladevorgangs zum Beispiel einer Grafik oder eines Videos abschätzen können. Hierbei helfen Angaben zur erwarteten Datenmenge. Des Weiteren sollte das Öffnen von Fenstern, sowie die Steuerung von Mediendaten, wie beispielsweise Musik in der Hand des Nutzers liegen.

Erwartungskonformität: Vorgänge müssen sich aus bisherigen Abläufen erschießen und dem Kenntnisstand des Benutzers sowie allgemeinen Konventionen entsprechen.
Alle Pages einer Website sollten die gleiche Struktur aufweisen, insbesondere müssen Steuerelemente immer an der selben Position zu finden sein. Eine einheitliche Gestaltung hilft dem Nutzer den Überblick zu bewahren. Im Idealfall sollten alle Standardeinstellungen des Browsers zugelassen und unterstützt werden, da der Nutzer diese gewohnt ist.

Fehlerrobustheit: Fehlerhafte Eingaben oder Steuerung des Benutzers dürfen die Leistung der Website nicht beeinflussen, insbesondere darf es nicht zu Systemabstürzen kommen.
Relative Formatierung einer Seite fördert die korrekte Darstellung auf Unterschiedlichen Systemen mit unterschiedlicher Auflösung. Formulare müssen Fehlertolerant sein und deren Eingabe bereits vor dem Abschicken überprüft werden.

Individualisierbarkeit: Eine Webseite sollte sich möglichst auf die Fähigkeiten und die Belange des jeweiligen Nutzers individualisieren lassen.
Neben den Übernehmen der Browsereinstellungen sollte ein Design auch schwarzweiß vernünftig erkennbar sein. Bei Verwendung von Frames sollte immer eine framelose Version der Seite angeboten werden. Auch hier spielt relative Positionierung und relative Schriftgröße eine Rolle, damit der Nutzer die Darstellung des Inhalts an seine individuellen Fähigkeiten anpassen kann.

Lernförderlichkeit: Eine System sollte den Nutzer beim Erlernen der Benutzung unterstützen.
Dieses Grundprinzip ist nicht ohne weiteres auf eine Website zu übertragen, jedoch können Hilfeseiten und ein guter Support beispielsweise per Email- oder Telefonkontakt überforderten Nutzern helfen, sich zu Recht zu finden.

Auch heutzutage sind jedoch viele Entwickler von Webseiten nur auf den Inhalt fixiert und orientieren sich kaum an den Grundsätzen zur Web Usability. Jakob Nielsen zählte 2002 die 10 häufigsten Fehler beim Design von Webseiten auf. Drei dieser Fehler, welche auch heute noch häufig vorzufinden sind, sollen hier näher besprochen werden:

Horizontales Scrolling: Während vertikales Scrolling von den meisten Nutzern akzeptiert wird, Nielsen schreibt dazu, dass es vielleicht einfach auf die weite Verbreitung zurück zu führen ist, wird horizontales Scrolling als extrem störend empfunden. Dieser Fehler entsteht, da viele Webdesigner im Glauben sind, sie könnten die Darstellung beim Nutzer pixelgenau festlegen.
Feste Schriftgröße: Style Sheets geben die Möglichkeit, die Funktion des Browsers zur Änderung der Schriftgröße zu überschreiben. In 95% aller Fälle wird die fix festgelegte Schriftgröße bei Nutzern über 40 Jahren als zu klein empfunden.
JavaScript Links: Links, welche aus Programmcode bestehen schränken das Standardverhalten des Browsers ein. Hierdurch wird der Nutzer von seiner Macht entbunden Links über die Browserfunktion "in neuem Fenster öffnen" zu betätigen.

Betrachtet man heutige Internetpresänzen, so sind diese häufig durch Techniken wie Flashanimationen überladen. Auch das einspielen von meist als störend empfundener Musik hat in den letzten Jahren vorallem durch die immer höheren verfügbaren Bandbreiten zugenommen. Es bleibt zu hoffen, dass sich dieser Trend nicht fortsetzt und das sich die Webdesigner in Zukunft stärker auf Web Usability konzentrieren als die Grenzen des multimedial Machbaren weiter auszuloten.

 

Quellen:

http://www.useit.com/

http://www.slazenger.de/ma/usability_forschung.cfm

http://www.sigchi.org/chi96/proceedings/shortpap/Rodriguez/rn_txt.htm

http://www8.org/w8-papers/4b-links/improve/node2.html

http://nwn.de/hgm/ergo/kap-web.htm

http://www.doku.net/artikel/verfahrenu.htm

http://www.usability-diplomarbeit.de/12-usability-im-world-wide-web/

http://www.stero.de/usability.htm

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