Brainstorming und andere Kreativitäts-Techniken

von Eva Vodvarsky



Einleitung

"Kreativität ist die Fähigkeit, Wissen und Erfahrungen aus verschiedenen Lebens- und Denkbereichen unter Überwindung verfestigter Struktur- und Denkmuster zu neuen Ideen zu verschmelzen".
(Zitat von der Deutschen Gesellschaft für Kreativität e.V.)

Kreative, innovative Ideen spielen in der Wirtschaft eine immer wichtigere Rolle um sich von der Konkurrenz abzuheben. Die zur Findung solcher Ideen notwendige "Überwindung verfestigter Struktur- und Denkmuster" ist alles andere als einfach, dennoch ist sie - dank der Entwicklung verschiedener Techniken in den letzten Jahrzehnten - erlernbar. Natürlich sind die Fähigkeiten der Menschen im Entwickeln neuer Ideen unterschiedlich, jedoch kann jeder seine Kreativität steigern. Im Folgenden werden einige diese Techniken vorgestellt: Zunächst die wohl bekanntesten Methoden Brainstorming, Mind-Mapping und Clustering, die neben dem Finden neuer Ideen auch die Strukturierung der Gedanken ermöglichen. Anschließend werden noch kurz einige Möglichkeiten angeschnitten, die "verschiedenen Lebens- und Denkbereiche" zu verbinden.


Methoden zur Ideenfindung und -strukturierung

Brainstorming

Das Brainstorming ist eine der bekanntesten Kreativitäts-Methoden. Erfunden wurde es 1941 von Alex Osborn, der nach einer Möglichkeit suchte, die Kreativität bei Besprechungen zu erhöhen. Für seine ursprünglich als "Think up" bezeichnete Technik stelle er einige grundlegende Regeln auf, die darauf abzielen, möglichst viele Ideen zu sammeln. Dazu sind ausgefallene und übertriebene Ideen ausdrücklich erwünscht, ebenso soll auf den Vorschlägen der anderen aufgebaut werden. Kritik ist während einer Brainstorming-Sitzung verboten, da sie die Teilnehmer davon abhalten kann, ihre Vorschläge wirklich frei zu äußern.

Mittlerweile wurde Brainstorming verfeinert und weiterentwickelt, so dass es heute eine weithin bekannte und praktizierte Methode ist. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig, exemplarisch seien daher die Ideenfindung in Werbung, Marketing und Software-Entwicklung genannt. Der Erfolg einer Brainstorming-Sitzung hängt vor allem von ihrer Organisation und Durchführung ab. Die Gruppe sollte nicht zu homogen sein, da Teilnehmer aus unterschiedlichen Fachbereichen ein Problem auch unterschiedlich angehen und hierdurch festgefahrene Denkweisen durchbrochen werden können. Dennoch sollten die beteiligten Personen sich gut genug kennen, um eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, in der jeder bereit ist, seine Gedanken frei zu äußern. Je nach Gruppe wird ein Leiter bestimmt, der das Brainstorming jedoch keinesfalls dominieren darf, sondern lediglich dafür sorgen soll, dass jeder die Möglichkeit bekommt, sich einzubringen, und der verhindert, dass die Sitzung in eine Sackgasse gerät. Effektives Brainstorming bedarf einer guten Planung, bei der auch berücksichtigt werden muss, was im Anschluss geschehen soll. Zunächst muss die Fragestellung geklärt und den Teilnehmern alle nötigen Informationen gegeben werden. Die Grundregeln müssen allen Beteiligten klar sein und es sollte eine angenehme, entspannte Atmosphäre herrschen. Die Aufmerksamkeit muss auf die Liste der Ideen gerichtet sein, die sich für alle gut sichtbar auf einer großen Tafel o.ä. befindet. Die Bewertung der Ideen erfolgt erst nach Beendigung des Brainstormings, jedoch sollte von vorneherein klar sein, nach welchen Kriterien bei der Selektion vorgegangen wird.

Neben dieser "klassischen" Form des Brainstormings gibt es einige weitere, die zum Teil auch ohne ein gemeinsames Treffen stattfinden können. Beim "Collective Notebook" wird ein Heft o.ä. mit der Definition des Problems und der Dauer des Brainstormings gut sichtbar an einer allgemein zugänglichen Stelle deponiert, so dass jeder der vorbeikommt seine Ideen aufschreiben kann. Auch in der Gruppe gibt es verschiedene Varianten des schriftlichen Brainstormings, z.B. anonymes Brainstorming, bei dem jeder seine Ideen auf Zettel schreibt, die anschließend eingesammelt und vorgelesen werden, oder "Brainwriting Pool", bei dem jeder Teilnehmer seine Ideen auf einen Blatt Papier schreibt und dieses anschließend auf einen Haufen in der Mitte des Tisches legt um es gegen das eines Anderen auszutauschen, mit dem er dann weiterarbeitet. Größter Nachteil beim Brainstorming ist die große Verbreitung und die scheinbare Einfachheit der Technik, die oft zu falscher Anwendung führt. Sitzungen können z.B. - beabsichtigt oder auch nicht - eine in der Realität nicht stattfindende Einbeziehung der Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse vortäuschen, was auf Dauer zu Enttäuschung bei den Teilnehmern und Misserfolg der Sitzungen führt.

Mind-Mapping

Das Mind-Mapping wurde 1974 von Tony Buzan entwickelt, der nach einer Methode suchte, die Fähigkeiten des menschlichen Gehirns besser zu nutzen. Beim Erstellen einer Mind-Map wird zunächst das Thema in die Mitte eines Blattes Papier geschrieben. Von diesem gehen Linien mit Oberbegriffen wie Äste ab, denen wiederum Zweige mit weiterführenden Begriffen entspringen. Die Ideen sollen dabei knapp zusammengefasst werden, nach Möglichkeit werden nur einzelne Begriffe aufgeschrieben - besser noch kleine Bildchen oder Symbole gezeichnet - während ganze Sätze verboten sind. Zusammen mit der farblichen Unterstützung der Strukturierung soll so neben der analytischen linken Gehirnhälfte auch die emotionale und fantasievolle rechte Hälfte angesprochen werden. Die Einsatzmöglichkeiten für Mind-Mapping sind vielfältig: Durch die Involvierung beider Gehirnhälften ist es möglich, eine Thematik zu bearbeiten, ohne sich von Ihr einschränken zu lassen, es ermöglicht jedoch auch eine sinnvolle Strukturierung von Ideen und verbessert die Merkfähigkeit für so aufbereitete Inhalte.

Beim Mind-Mapping mit Stift und Papier kann die Zeichnung schnell unübersichtlich werden, was oft ein Neuschreiben erfordert um den Überblick zu behalten. Vereinfacht wird dies durch verschiedene Computer-Programme, die ein problemloses Ändern der Mind-Maps ermöglichen. Gerade durch die geordnete Struktur können Mind-Maps dazu verführen, Problemstellungen zu sehr zu vereinfachen und täuschen einen nicht vorhandenen Überblick über das Thema vor.

Clustering

Das Clustering wurde Anfang der 80er Jahre von der Schriftstellerin Gabriele L. Rico entwickelt. Der Ablauf ist sehr einfach und für jeden leicht erlernbar, lediglich das freie Assoziieren erfordert etwas Übung. Zunächst wird das zentrale Thema auf ein großes Blatt Papier geschrieben, anschließend wird damit begonnen, Assoziationen zu diesem Thema zu sammeln. Jeder Begriff wird eingerahmt und sofern Zusammenhänge zwischen verschiedenen Begriffen bestehen, werden diese durch Linien verdeutlicht. So bilden sich mit der Zeit Ketten von Assoziationen, jedoch können durchaus auch unverbundene Begriffe stehen bleiben. Die Findung neuer Ideen wird durch das Betrachten der schon vorhandenen Begriffe unterstützt, da die Assoziationsketten die Gedanken auf neue Wege führen, die man alleine durch den ursprünglichen Begriff nicht erreicht hätte.


Unterstützende Techniken, die die Gedanken in Schwung bringen

Zufallstechniken

Oft bleibt man bei der Suche nach der Lösung eines Problems in einer Sackgasse stecken, weil man in alten Mustern denkt. Diese zu durchbrechen ist das Ziel der Techniken, die mit der Vorgabe von zufälligen Begriffen arbeiten. Für die Findung der Zufallsbegriffe, oder -bilder bzw. deren Kombination gibt es verschiedenste Möglichkeiten. So genügt z.B. ein Wörterbuch, in dem mit dem Finger wahllos auf irgendeinen Eintrag gedeutet wird. Etwas mehr Vorbereitung erfordern Varianten, bei denen verschiedene Worte auf einzelne Zettel geschrieben werden, die nach Wortarten sortiert werden, woraufhin von jedem Stapel blind ein Zettel gezogen wird. Anstatt Wörtern können ebenfalls beliebige Bilder oder Objekte verwendet werden. Bei allen vorbereiteten Formen der Zufallstechniken kann die Thematik natürlich manipuliert werden, wobei abzuschätzen ist, inwiefern eine Lenkung sinnvoll und nicht unnötig einschränkend ist. Die Zufallsbegriffe dienen als Grundlage für Assoziationen der Teilnehmer, die unabhängig vom eigentlichen Thema sein sollen. Anschließend werden beim sogenannten "Force Fit" die so gefundenen Ideen auf das eigentliche Problem angewandt und entsprechend angepasst.

Umkehren des Blickwinkels

Eine Weitere Möglichkeit, die Sichtweise auf ein Problem zu verändern, ist, zunächst vom Gegenteil auszugehen. Oft ist es einfacher zu überlegen, was man auf keinen Fall machen darf, und die gefundenen Punkte anschließend wieder umzukehren.

Einschränkungen

Durch völlig unrealistische Bedingungen, z.B. unerfüllbare Kostenrahmen, kann ebenfalls ein Umdenken erreicht werden. Genauso können jedoch durch das Wegnehmen möglicher Behinderungen, z.B. durch das angenommene Vorhandensein unbeschränkter Ressourcen, neue Ideen entstehen.

Bewegung

Auch körperliche Bewegung, z.B. das Aufstehen und Wechseln der Plätze auf Zuruf kann geistige Bewegung fördern. Besonders lächerliche Aktionen wie Kindertänze können Hemmungen abbauen und festgefahrene Gedankengänge durchbrechen.


Fazit

Die Liste der Möglichkeiten zur Steigerung des kreativen Outputs könnte noch lange fortgesetzt werden. Der Erfolg einzelner Methoden hängt nat&üuml;rlich auch von Individuellen Voraussetzungen ab, die ganz unterschiedliche Präferenzen bei der Wahl der Technik zur Folge haben. Ebenso müssen die Techniken und die Vorgehensweise der Zusammensetzung der beteiligten Gruppe und der Problemstellung angepasst werden. Die vermeintliche Einfachheit der Methoden kann schnell zu falscher Anwendung führen, die ihren Erfolg verringern oder gar ganz zunichte machen. Bei richtigem Einsatz können sie jedoch wesentlich zum Erfolg verschiedenster Projekte beitragen und nicht zuletzt die Gruppendynamik fördern.


Quellen

"How to run a brainstorming meeting" von Scott Berkun auf uiweb.com
Kreativitätstechnicken auf www.teachsam.de
"Solve that Problem - An online notebook of creativity techniques" auf www.mental.athletics.dsl.pipex.com
Deutsche Gesellschaft für Kreativität e.V.
Mind-Mapping Anleitung auf www.Yeda.de
"Creativity Techniques" auf www.mycoted.com