FARBEN UND FARBWAHRNEHMUNG

Sandra Ziegler

GRUNDLAGEN

Farbe ist eine optische Erscheinung, die sich aus der Natur des Sonnenlichts erklären lässt. Nur wenn wir Licht sehen, können wir Farbe wahrnehmen. Man spricht auch von einem psychologischen Phänomen, einer Empfindung.

Licht und Farbempfindung

Farbe ist ein Sinneseindruck, der über das Auge erzeugt wird. Er wird durch Lichtstrahlen, die auf das Auge treffen ausgelöst. Durch die Reizung der Netzhaut wird eine Farbwahrnehmung hervorgerufen. Die Netzhaut enthält zwei Arten von lichtempfindlichen Sinneszellen, Stäbchen und Zapfen. Stäbchen sind für Hell/Dunkel-Kontraste zuständig und ermöglichen das Sehen in der Dunkelheit. Die weniger lichtempfindlichen Zapfen sind für das Farbsehen zuständig. Es gibt drei verschiedene Arten von Zapfen, die jeweils eine unterschiedliche spektrale Empfindlichkeit haben. Je ein Empfidlichkeitsmaximum liegt im kurzwelligen, mittleren und im langwelligen sichtbaren Spektralbereich. Man spricht von Blau-, Grün- und Rotzapfen. Das menschliche Auge kann elektromagnetische Strahlung in einem kleinen Bereich von Wellenlängen, der etwa zwischen 380 und 780 nm liegt erfassen. Dabei entsprechen die verschiedenen Frequenzen in diesem Bereich den Farben von Violett über Blau, Grün, Gelb und Orange zu Rot.

FARBWAHRNEHMUNG

Der Farbkreis von Johannes Itten

Dieser Farbkreis wurde in der konstruktiven Farblehre entwickelt. Er besteht aus zwölf Teilen und stellt eine geometrische Ordungsfigur dar, an der die Beziehungen und Eigenschaften der Farben veranschaulicht werden können. Blau, Rot und Gelb sind dabei die Farben der ersten Ordnung, sie werden auch Primärfarben genannt und können nicht aus anderen Farben ermischt werden. Die Primärfarben werden in ein gleichseitiges Dreieck gesetzt, welches einem Kreis eingeschrieben ist. In ihm wird zudem noch ein sechseck entwickelt, in dessen Dreiecke die Farben zweiter Ordung stehen: Orange, Grün und Violett. Man erhält die sogenannten Sekundärfarben durch Mischen zweier Farben erster Ordung. Der Kreis selbst wird in zwölf Sektoren unterteilt. Die eingetragenen Farben folgen der Ordnung des Regenbogens, wobei sich Komplementärfarben diametral gegenüber liegen. Die Anordnung ergibt sich immer aus zwei Farben zweiter Ordung, zwischen welchen sich eine Farbe dritter Ordnung befindet, eine Tertiärfarbe. Man erhält sie, indem man eine Farbe erster Ordung mit einer Farbe zweiter Ordnung mischt. Die Reihenfolge der Farben ist folgende: Gelb, Gelborange, Rotorange, Rot, Rotviolett, Violett, Blauvieolett, Blau, Blaugrün, Grün, Gelbgrün. (Siehe Abbildung 1)

Komplementärfarben und Komplementärkontrast

"Farben, die sich auf dem Farbkreis gegenüberstehen, nennt man Komplementärfarben. Eine Komplementärfarbe ergänzt eine andere Farbe zu Weiß (bei Lichtfarben bzw. RGB-Farben) oder zu Schwarz (bei Körperfarben bzw. bei CMY-Farben)." (http://www.metacolor.de/komplementaerfarben.htm) Setzt man zwei Komplementärfarben wie zum Beispiel Rot und Grün, Orange und Blau, oder Gelb und Violett nebeneinander, so erhält man den größtmöglichen farblichen Kontrast. Sie verstärken gegenseitig die farbliche Wirkung und lassen sich leuchtender erscheinen. Miteinander gemischt ergeben sie Grau. Farbtöne, die sich aus Mischungen ergeben lassen sich gut als Vermittlungs- bzw. Ausgleichsfarben verwenden, weil sie mit beiden Farben verwandt sind.

Simultankontrast

Farben verändern ihren Charakter je nach Umgebung. Betrachtet man ein graues Quadrat, einmal auf weißem Grund und einmal auf Schwarzem, so erscheit das Quadrat vor dem weißem Hintergrund dunkler als vor dem Schwarzen, obwohl der Grauton der gleiche ist. Das selbe passiert, wenn man zum Beispiel ein rotes Quadrat vor grünem und orangefarbenem Hintergrund betrachtet. Ersteres erscheint kräftiger und leuchtender. Dieser Effekt, dass Farben in unterschiedlicher Umgebung verschieden wirken, wird Simultankontrast genannt. Ein besonders starker Kontrast ergibt sich immer dann, wenn es sich bei den beiden Farben um Komplementärfarben handelt.(Siehe Abbildung 2 und 3)

Nachbilder

"Der Grund für das Phänomen der Kontraststeigerung bei Komplementärfarben ist in erster Linie nicht in der Natur der Farben zu suchen, sondern in der Natur unserer Augen" (http://www.metacolor.de/nachbild.htm). Blickt man für einige Zeit auf eine rote Fläche und danach auf eine weiße, so erscheint ein türkisfarbener Fleck als "negatives Nachbild". Dieses Phänomen lässt sich auch bei anderen Experimenten erkennen: Nimmt man einen gelben Kreis auf weißem Grund und betrachtet diesen genügend lange, so erscheint ein violettfarbener Schatten um den Kreis. Auch das wird als Nachbild bezeichnet. Man spricht auch von komplementären Nachbildern, weil es sich bei der Farbe, die einem nach genügend langer Betrachtung erscheint, um die zugehörige Komplementärfarbe handelt.

Perspektiveffekt

In Ittens Farbkreis lassen sich die Farben sehr leicht in warme und kalte Farben unterteilen. Von Gelb bis Rotviolett spricht man von warmen Farben, von Violett bis Gelbgrün von Kalten. Durch diese Eigenschaft können Farben eine Illusion von Perspektive schaffen. Je wärmer und kräftiger eine Farbe ist, umso näher wirkt sie. Umgekehrt verhält es sich bei kalten Farben. Diese erscheinen umso weiter entfernt, je kälter und blasser sie sind. Der Grund für dieses Phänomen liegt in der Natur. Bei einem Blick in die Umgebung stellt man fest, dass alles was weiter entfernt ist blass und bläulich erscheint, während Dinge in unmittelbarer Nähe sehr kräftig und bunt sind. (Siehe Abbildung 4)

Hell-Dunkel-Kontrast

Der Hell-Dunkel-Kontrast ist kein echter Farbkontrast, sondern ein Hellligkeitskontrast, ein optischer Primärkontrast. Schwarz und Weiß sind die stärksten Ausdrucksmittel für Hell und Dunkel. Da sie im Farbkreis nicht erscheinen spricht man von Nichtfarben. Ihre Bedeutung liegt darin, Farben aufzuhellen bzw. abzudunkeln. Der Hell-Dunkel-Konrast bezieht sich aber nicht nur auf Schwarz und Weiß und den dazwischen liegenden Graustufen, sondern auf alle Farben. Auch sie sind in ihrer Helligkeit unterschiedlich. Betrachtet man den Farbkreis von Itten und entzieht ihm die Farbe, erhält man eine Darstellung in Grauwerten, die die Helligkeit der einzelnen Farben ausdrücken. Man erkennt sehr leicht, dass der Kontrast zwischen Rot und Blaugrün am schwächsten, und zwischen Gelb und Violett am stärksten ist. (Siehe Abbildung 5 und 9)

Kalt-Warm-Kontrast

Wie schon beim Perspektiveffekt festgestellt, lassen sich die Farben in Ittens Farbkreis sehr einfach in kalte und warme Farben unterteilen. Gelb-, Rot- und Orangetöne wirken warm und drücken eine gewissen Nähe aus. Blau- und Grüntöne hingegen wirken kalt. Die Wirkung des Kontrastes ist am stärksten, wenn man den Hell-Dunkel-Kontrast ausschaltet. (Siehe Abbildung 6)

Qualitätskontrast

"Unter Farbqualität versteht man den Reinheits- und Sättigungsgrad von Farben." (http://www.beta45.de/farbcodes/theorie/itten.html) Wenn man reine und gesättigte Farben Getrübten gegenüberstellt erkennt man den Qualitätskontrast sofort. Reine Farben lassen sich dadurch trüben, indem man sie mit Schwarz, Weiß, Grau oder der entsprechenden Komplementärfarbe mischt. Sie verlieren so an Intensität und Leuchtkraft. (Siehe Abbildung 7)

Quantitätskontrast

Der Quantitätskontrast wird durch bestimmte Farbmengen- bzw. Größenverhältnisse von zwei oder mehr Farbflächen zueinander verursacht.Dabei bestimmten Leuchtkraft und Flächengröße die Wirkungskraft. Je stärker die Leuchtkraft einer Farbe ist, umso geringer muss die Fläche sein, um die gleiche Wirkung zu besitzen. Um einen Ausgleich zu schaffen sollte man weniger leuchtende Farben wie Grün auf großen Flächen verwenden, und kleinere Flächen mit leuchtenden Farben, wie zum Beispiel Rot füllen. Man kann dabei mit dem sogenannten Lichtwert von Farben arbeiten. Vor neutralem grauen Hintergrund lässt sich dieser feststellen, indem man die Farben vergleicht. Gelb hat den Lichtwert 9, Violett 3. Das bedeutet, dass das drei mal stärkere Gelb eine drei mal kleinere Fläche wie Violett braucht. Die Flächengrößen verhalten sich entsprechend. Weicht man bei einer Farbgestaltung von den harmonischen Mengenverhältnissen ab, erzielt man eine expressive Wirkung. (Siehe Abbildung 8)

EFFEKTE UND WIRKUNG

Farbe und Form

Im Idealfall bilden Farbe und Form eine harmonische Einheit. Man kann sagen, dass das sie sich bedingen. Eine gelungene Form kann die Wirkung einer bestimmten Farbe intensivieren. Ein Kreis zum Beispiel kann die Farbe Blau besonders gut zur Geltung bringen. Blau wird in der expressiven Farbenlehre runden Formen zugeordnet für Entspanntheit und stetige Bewegung. Eine falsche Farb- bzw. Formgebung kann nicht durch das andere ausgeglichen werden, um so eine harmonischere Erscheinung zu erreichen.

Farbassoziationen

Rot ist die Farbe der Liebe und Leidenschaft und des Feuers. Sie erregt Aufmerksamkeit, ist lebendig und sprüt vor Energie. Rot hat jedoch auch etwas mit Zorn, Eifersucht, Brutalität und Rache zu tun. Dem überaus positiven steht hier eine sehr dunkle Seite gegenüber.

Gelb steht für die Sonne und hat ein aufhellendes Gemüt. Man verbindet sie mit Licht und Freude, was sie unersetzlich macht. Gelb verkörpert jedoch auch Gefühle wie Neid, Geiz und Egoismus.

Blau ist die Farbe des Himmels und des Meeres. Sie wirkt beruhigend und regt zum Träumen an. Mit Blau verbindet man Treue, Vertrauen, Sehnsucht und Ruhe. Blau ist im Vergleich zu Rot und Gelb eine kühle Farbe. Mit ihr verbindet man weitaus weniger negative Gefühle als mit Rot oder Gelb.

Weiß ist die Farbe der Reinheit, Erhabenheit und Unschuld. Sie wirkt zerbrechlich, kühl und unnahbar. Weiß hat in gewisser Weise einen festlichen Charakter und steht für Eis und Schnee.

Schwarz ist die Farbe der Trauer. Sie ist geheimnisvoll, unergründlich und wirkt auf viele bedrohlich. Schwarz verkörpert Macht, Würde und Ansehen. Schwarz ist genau wie Weiß keine echte Farbe. Man hat bei beiden das Gefühl, dass sie sich wie zwei Pole gegenüberstehen, und die eine das Gegenteil der anderen ist.

Wirkung

"Farben wirken auf vielfältige Weise. Farben sind Schwingungen, die von unserem Organismus aufgenommen werden und sowohl auf den Körper als auch auf die Psyche wirken. Sie haben somit einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden und unser Lebensgefühl." (http://www.ipsi.fraunhofer.de/~crueger/farbe/farb-wirk.html)

QUELLEN

http://www.beta45.de/farbcodes/theorie/itten.html

http://www.lehrerfortbildung-bw.de/schule/gestaltung/fb/farbe/systeme/itten/

http://www.dada.at/farbenleere/stories/storyReader$54

http://www.allpsych.uni-giessen.de/karl/teach/farbe.html

http://www.psychologie.uni-heidelberg.de/ae/allg/lehre/wct/w/w5_farbe/

http://www.ipsi.fraunhofer.de/~crueger/farbe/farb-wahr.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Farbwahrnehmung

http://www.gymnasium-lilienthal.de/daten/farbe.pdf

http://www.metacolor.de/farbkreis.htm