Lesen mit Aspekten zum Medium Internet bzw. Bildschirm
von
Thomas Kraus
1. Einleitung:
Im Rahmen der Vorlesung Mensch-Maschine-Interatktion im
Wintersemester 2003/04 werde ich mich in diesem Aufsatz mit das Thema Lesen von
Texten beschäftigen und versuchen einen kurzen Einblick zu geben, wie der Mensch
liest und welche Auswirkungen das auf den Aufbau von Webautritten und ihre
Lesbarkeit „Readability“ hat bzw. haben sollte.
2. Funktionsweise der Augen beim Lesen:
Bei diesem Thema sind zwei
Begriffe entscheidend. Der Mensch liest bzw. sieht nicht kontinuierlich, sondern
sprunghaft. Das bedeutet, dass die Augen von Punkt zu Punkt springen und
kurzfristig relativ ruhig an einem Fleck verweilen um Informationen aufzunehmen.
Dieser Abstand der Sprünge wird Sakkaden genannt und die Stellen an denen
fixiert wird sind die sog. Fixationen. Verantwortlich dafür ist die
ortsabhängige Auflösung (space variant resolution) des menschlichen Auges. Grund
dafür ist, dass es auf der Retina mit ihren lichtempfindlichen Stäbchen und
Zäpfchen nur einen sehr kleinen Bereich, den sog. fovea centralis (circa 2 Grad
von insgesamt 160 Grad Blickwinkel) gibt mit hoher Auflösung. Dieser Bereich
entspricht circa 2 bis 4 Buchstaben. Der parafoveale Bereich (5 Grad – ca. 5 bis
10 Buchstaben) dient bei erwachsenen Menschen auch noch zur
Informationsaufnahme. Der restliche Blickwinkel ist eher für die Steuerung bzw.
Orientierung der Sakkaden zuständig. Die Fixation dauert circa 250ms und eine
Sekkade circa 20 bis 80 ms je nach Entfernung, wobei circa 7-9 Buchstaben
übersprungen werden. Es kann auch vorkommen, dass Sekkaden gegen die
Leserichtung erfolgen, falls es Verständnisprobleme gab oder andere
Informationsverluste. Erfolgt eine Sekkade, die mehr als 10 Buchstaben
zurückspringt, dann kann man davon ausgehen, dass der Leser den letzten Text
nicht verstanden hat. Aufnahme von Informationen findet also während den
Fixationen statt und durch die Sakkaden wird der restliche Interessensbereichs
sprungartig abgetastet und erfasst. Es wurde weiterhin festgestellt, dass
Buchstabengrösse und Sehabstand in einem gewissen Rahmen keinen starken Einfluss
auf die Lesequalität haben. Wörter mit starkem Inhaltsgehalt werden häufiger
fixiert als kurze Bindewörter wie z.b. und, in, mit…. Ausserdem spielen noch
weitere psycholinguistische Elemente eine Rolle. Wörter werden eher als Bilder
erfasst und im Gehirn identifiziert und interpretiert. (vgl. [1] und [2])
3. Unsere Lesefähigkeit:
Bekanntermaßen muss Lesen erst erlernt und
ständig geübt werden, wenn effizient gelesen werden will. Man kann durch
gezieltes Training seine Lesegeschwindigkeit (weniger Fixationen pro Zeile z.B.)
erheblich erhöhen. Ein durchschnittlicher Erwachsener liest zwischen 90 und 160
Wörter pro Minute. Diese Durchsatzrate kann jedoch durch Training erheblich auf
bis zu 900 Wörter pro Minute erhöht werden. [4] Grundsätzlich lässt sich unsere
Lesefähigkeit in 3 Teile aufspalten, die alle drei voneinander abhängen. Und
zwar in „visuelles Erkennen“, Lesegeschwindigkeit und Textverständnis. Diese
Faktoren hängen natürlich auch noch von anderen Dingen ab. Zum Beispiel kann die
Lesegeschwindigkeit stark variieren, je nachdem was wir für eine Absicht der
Leser in Bezug auf den Text hat. Will er sich bloß schnell einen Überblick
verschaffen, soll der Text gelernt und verinnerlicht werden usw. Dabei können
viele verschiedene Leseformen unterschieden werden. Das diagonale Lesen z.B.
(überfliegen – nach bestimmten Stichwörtern suchen) hat eine sehr hohe
Geschwindigkeit, jedoch leidet dabei das Textverständnis. Weiterhin können
inhaltlich oder sprachlich leichte Texte viel schneller konsumiert werden, als
z.B. wissenschaftliche Texte. Natürlich spielen auch äusserliche und psychische
Einflüsse eine Rolle auf die Lesegeschwindigkeit und das Textverständnis. Zum
Beispiel die Hintergrundgeräuschkulisse, eventuelle Dinge, die einen
beschäftigen und vom Lesen abhalten können usw. (vgl [3] und [4])
4. Grundsätzliche Regeln zur guten Textgestaltung in Bezug auf
Readability:
Die Gesamtheit des Textes sollte in einer normalen bzw. gut
lesbaren Schriftart verfasst sein. Hervorhebungen sollten sich im Rahmen halten
und durch Markierungen wie zum Beispiel Kursiv- oder Fettdruck oder durch
Farbhervorhebungen realisiert werden. Ausserdem ist für geübte Leser der
Blocksatz zu empfehlen, da er den Lesefluss und somit die Geschwindigkeit
erhöht. Weiterhin ist auf die Wortwahl zu achten. Kurze Worte können schneller
aufgenommen werden als lange. Darum ist es sinnvoll mit Abkürzungen zu arbeiten
für geläufige Phrasen. Das gleiche gilt auch für geläufige Wörter sowie für
assoziationsbehaftete Wörter. Daher sollte darauf verzichtet werden den Text mit
Fremdwörtern zu überfluten. Ebenso werden kurze Sätze besser bzw. schneller
verstanden. Zusammenfassungen, Hervorhebungen, Strukturierungen, Fragestellungen
und Randbemerkungen können sinnvoll verwendet werden, um die Readability zu
steigern. (vgl. [6])
5.1 Online-Lesen:
Ein jeder kennt mittlerweile die Situation, dass man
Recherchen im Internet durchführt und vor die Wahl gestellt wird, den Text
direkt vom Bildschirm abzulesen oder den Inhalt lieber auszudrucken, um dann vom
Papier abzulesen. Grundsätzlich ist es so, dass viele Menschen im Internet nicht
Wort-für-Wort lesen, sondern den Inhalt „scannen“. Lesen am Bildschirm ist für
die Augen anstrengender und ermüdend, daher liegt die Lesegeschwindigkeit etwa
25 % niedriger als beim Lesen von Papier. Hinzukommt, dass durch die ständige
Verlinkung im Hypertext die Menschen verleitet werden starke Sprünge zu machen.
Dabei kommen sie nicht nur intern im Dokument zu anderen Bereichen und auch
Themen, sondern auch zu total neuen Dokumenten von anderen Verfassern. Diese
Fülle an Informationen und baumartige Verstreuung durch Links zwingen den Leser
Texte kurz zu überfliegen, um herauszubekommen, ob das Gewünschte auch gefunden
wurde bzw. ob die vorliegende Seite auch relevant ist für die jeweiligen Zwecke.
Studien ergaben, dass Internetuser eher kurze Texte bevorzugen, bei denen wenig
gescrollt werden muss. Der Inhalt sollte deshalb pregnant und auf den Punkt
gebracht sein. Ausserdem schrecken User vor Texten zurück, die nach Werbeinhalt
aussehen oder in zu hochtragender Sprache formuliert wurden. Daher sollten auf
einige Dinge bei der bei der Gestaltung von Webseiten geachtet werden. (vgl.
[5])
5.2 Gestaltung von Texten auf Webseiten:
Wie bereits erläutert ist durch
gewisse Begebenheiten des Mediums Bildschirm und die Bedürfnisse der User im WWW
auf einige Punkte zu achten, um Webseiten effizient und leserlich zu gestalten.
Drei Aspekte sind darum zu beachten: Konzessive Formulierung, objektive
Formulierung und “Scannability“.(vgl. [5] und [6])
5.2.1 Konzessive Formulierung von Texten:
Soll heissen, dass bewusst
formuliert wird. Es muss darauf geachtet werden, was genau zum Ausdruck gebracht
werden soll und somit unnötige Ausschweifungen vermeiden. Kurz gesagt soll der
Text kurz und knapp ausfallen, aber alle wichtigen Punkte enthalten. Das kommt
den Bedürfnissen eines Internet-Users zu gute und ausserdem muss er dann nicht
zu viel scrollen. Die Rede ist in diesem Bereich auch von der invertierten
Pyramide. Damit ist gemeint, dass am Anfang des Textes eine Schlussfolgerung
über den Inhalt dargeboten wird, damit sich der Leser entscheiden kann, ob er
sich für diesen Inhalt interessiert oder nicht.
5.2.2 Objektive Formulierung von Texten:
Im Internet wird grossteils
nach schnellen Information gesucht. Daher ist es sinnvoll darauf zu achten
möglichst objektiv zu formulieren und kurz, knapp und meinungsneutral zu
informieren. Da im Internet jeder publizieren darf und kann, muss bedacht
werden, dass Menschen an dem Medium Internet zweifeln bzw. dessen Fragwürdigkeit
in Frage stellen. Daher ist es Aufgabe des Verfassers die Gunst des Lesers zu
erwerben und durch z.B. Links zu seriösen und glaubwürdigen Seiten eine gewisse
Sicherheit zu erzeugen.
5.2.3 Scannability:
Wie erwähnt lesen viele Menschen im Internet
diagonal und überfliegen Texte nur um sich ein kurzes Bild zu machen und um
Entscheidungen zu treffen, die für die weitere Nutzung des momentan angezeigten
Inhalt entscheidend sind. Darum sollte darauf geachtet werden, dass dem Nutzer
ein Scannen so leicht wie möglich gemacht wird. Das kann durch Einsatz von
Hervorhebungen wie z.B. grösserer Schrift, Fettdruck oder durch gezieltes
Gliedern durch z.B. Überschriften, Aufzählungszeichen erfolgen. (vgl. [5] und
[6])
Als letzen Punkt in dem Bereich sollte noch kurz gesagt werden, dass
unbedingt auf die Farbauswahl geachtet werden muss von Hintergrund und Schrift.
Starke Kontraste zwischen den beiden Komponenten erhöhen die Lesbarkeit enorm.
(vgl. [7])
6.1 Schlussbemerkung:
An diesen Ausführungen ist zu erkennen, dass man
grundsätzlich schon behaupten kann, dass Text auf Internetseiten anderen
Anforderungen gewachsen sein muss als z.b. ein Text in einem Buch. Aber es
stecken noch viele weitere Faktoren dahinter, die in diesem Rahmen nicht bzw.
nur kurz behandelt werden konnten. Es kommt natürlich auch immer darauf an
welche Intention hinter einer Webpräsentation liegen und ihren Inhalten.
6.2 Was Witziges zum Schluss:
Nach eienr Studie der Cmabridge
Uinverstiaet, ist es eagl in wlehcer Reiehnfogle die Bchustebaen in Woeretrn
vokrmomen. Es ist nur withcig, dsas der ertse und lettze Bchusatbe an der
ricthgien Stlele snid. Der Rset knan total falcsh sein und man knan es onhe
Porbelme leesn. Das ist, wiel das mneschilche Geihrn nciht jeden Bchustbaen
liset sodnern das Wrod als gaznes.
7. Literaturverzeichnis:
Skript zu „digitale Medien“ aus Sommersemester
2003 [1]
8. Onlineverzeichnis:
http://www2.hu-berlin.de/reha/eye/Studie2000/lesen1.pdf
[2]
http://www.didaktograph.ch/download/didaktograph_effizient_Lesen.pdf
[3]
http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/LERNTECHNIK/Lesen.shtml
[4]
http://www.useit.com/alertbox/9710a.html
[5]
http://visor.unibe.ch/media/summer98/2505b.htm#Einführung
[6]
http://www.wk.fu-berlin.de/Reader/Lesbar&Typograph.htm
[7]
alle Inhalte dieser Webpages aktuell vom 14.12.2003