Barrierefreies Webdesign

1. Die Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung

Seit August 2002 gibt es in Deutschland die Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV). Diese Verordnung regelt gesetzlich, welche Dokumente als barrierefrei gelten und welche nicht. Was bedeutet nun barrierefrei? Ziel ist die sogenannte Accessibility. Darunter versteht man, Webseiten so zu gestalten, dass jeder damit umgehen kann. Jeder heißt in diesem Fall vor allem auch Menschen mit körperlichen Behinderungen. Wenn man bei der Programmierung einer Webseite berücksichtigt, dass nicht jedem Benutzer alle Sinne zur Verfügung steht, kann man Barrieren vermeiden, die bestimmten Nutzern Informationen vorenthalten würden. Dies betrifft hauptsächlich Blinde und Sehbehinderte. Die BITV hat deshalb bestimmte Regeln festgesetzt, an die man sich halten muss, wenn man Barrierefreiheit garantieren will. Im Folgenden sollen nun die wichtigsten Regeln, die für die Gestaltung von Webseiten wichtig sind, vorgestellt werden.

2. Konsequenzen für das Webdesign

2.1. Gestaltung

Der Text ist das zentrale Element jeder Webseite. Dies mag vor allem daran liegen, dass die meisten User das Internet hauptsächlich für Informationszwecke nutzen. Spaß und Unterhaltung sind Untersuchungen zu Folge weniger wichtig. Voraussetzung dafür, dass man auf der Suche nach bestimmten Inhalten möglichst leicht das Gewünschte findet, ist eine übersichtliche Gestaltung unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte, auf die im Folgenden noch eingegangen wird. Generell sollten alle Informationen auf einer Webseite als Text vorhanden sein. So kann gewährleistet werden, dass der Inhalt allen zur Verfügung steht, denn im Gegensatz zu grafischer Information kann die reine Textinformation auch Blinden vermittelt werden. Trotzdem ist es durchaus hilfreich für alle anderen, Texte an gewissen Stellen hervorzuheben oder die Aussage durch Bilder etc. zu bekräftigen. Außerdem sollten sowohl Texte als auch Grafiken auch dann verständlich sein, wenn man sie ohne Farbe betrachtet.

2.2. Text

Ungefähr zwei Drittel der Betrachter einer Seite schauen auch auf grafische Elemente, aber in aller Regel erst nachdem sie sich schon mit dem Text beschäftigt haben. Demzufolge ist die Arbeit der Autoren mindestens genauso wichtig, wie die der Designer, was vielen nicht bewusst ist. Es gibt eine Reihe von Faktoren, die Einfluss darauf nehmen, wie schnell der Inhalt eines Textes vom Leser erfasst wird. Jakob Nielsen hat herausgefunden, dass Texte, die klare, nackte Fakten bieten um 27% schneller erfasst werden, als solche, die durch Übertreibungen etc. verschnörkelt werden. Neben dem Stil des Textes spielt aber auch seine Länge eine Rolle. Der Usability-Fachmann Nielson hat auch hierzu eine Untersuchungen angestellt. Das Ergebnis war, dass nur 16% der Testpersonen den Text Wort für Wort durchlesen und 79% den Text auf der Suche nach verwertbaren Informationen nur überfliegen. Angesichts der Informationsflut, die aus dem Internet resultiert ist das keine Überraschung. Außerdem muss man berücksichtigen, dass das Lesen am Bildschirm schnell ermüdet und die Lesegeschwindigkeit auf Grund dessen ca. ein Viertel langsamer ist, als beim Lesen auf Papier. Autoren kann deshalb nur empfohlen werden Schlüsselwörter hervorzuheben, Listen zu verwenden, um Übersichtlichkeit zu bieten und pro Absatz genau einen Stickpunkt zu erläutern, was für das Überfliegen von Textes hilfreich ist.

2.3. Referenzen

Ein weiterer Punkt, der für die Übersichtlichkeit der ganzen Webseite eine große Rolle spielt sind Referenzen. Einerseits sind Links ein wichtiges und häufig verwendetes Mittel bei Hypertexten. Der Vorteil von Referenzen liegt auf der Hand. Während man in Büchern, Zeitungen und Zeitschriften für alle Leser die gleiche Menge an Information bieten muss, kann dem Leser im Hypertext die Möglichkeit gegeben werden, sich über bestimmte Themen genauer zu informieren, als es im Rahmen der Seite vorgesehen war. Man folgt dem Link auf die Seite, auf der mehr Informationen stehen, falls man daran interessiert ist und kann anschließend mit dem zurück-Button des Browsers leicht wieder auf die ursprüngliche Seite gelangen oder man liest einfach weiter. Andererseits sagen viele Usability-Forscher, dass die ständige Auswahlmöglichkeit den Nutzer schnell überfordern und damit verärgern kann. Ein möglicher Kompromiss wäre eine Kombination aus linearer und vernetzter Navigation. Am Ende jeder Seite gibt es ein Link zur nächsten Seite wodurch das lineare Lesen ermöglicht wird. Zusätzlich stehen auf jeder Seite Links zu allen anderen Seiten, ähnlich wie in einem Inhaltsverzeichnis. Somit bestehen die Vorteile der Hyperlinks weiterhin, nur wird dem Nutzer ein Überblick über alle Seiten geboten, mit dessen Hilfe er nach Belieben navigieren kann. Diese Variante hat nun wieder den Nachteil, dass man in jedem Fall viele Klicks und damit viele kurze Unterbrechungen des Leseflusses in Kauf nehmen muss, da das Laden der neuen Seite Zeit kostet. Schreibt man alles auf eine einzige Seite, umgeht man zum einen diesen Nachteil und zum anderen hat man gleich eine brauchbare Druckversion, welche in der obigen Kompromissvariante separat erstellt werden müsste. Wichtig ist auch die Formulierung des Links. Der Text, der zu einer Referenz gehört, sollte möglichst genau beschreiben, was auf der Zielseite steht. Ein Link mit der Aufschrift „Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt“ sagt zum Beispiel nicht aus, ob man beim Folgen des Links eine Inhaltsangabe erhält oder die Möglichkeit das Buch zu kaufen. In letzterem Fall wäre die Aufschrift „Die Physiker von Friedrich Dürrenmatt bestellen“ besser.

2.4. Layout

Auch das Layout einer Webseite kann viel zur Benutzerfreundlichkeit beitragen. Man sollte darauf achten, dass die Zeilen höchstens 40 Zeichen lang sind, da man bei zu langen Zeilen häufiger in der Zeile verrutscht. Gleichzeitig ist es immer wünschenswert, wenn der User auf Scrollen verzichten kann, denn auch dadurch geht die Übersichtlichkeit verloren. Hält man sich an diese beiden Regeln, so muss man in Kauf nehmen, dass die Länge des Textes, der auf eine Seite passt sehr beschränkt ist, da die Schriftgröße ja nicht beliebig klein gewählt werden darf. Will man einen längeren Text anzeigen, muss man also auf Links zurückgreifen. Dadurch entstehen allerdings wieder andere Nachteile, die im letzten Abschnitt schon erwähnt wurden. Spätestens jetzt bleibt also festzustellen, dass man nie alle Regeln für Übersichtlichkeit und Benutzerfreundlichkeit gleichzeitig beachten kann. Man muss also für jeden Fall entscheiden, worauf man am meisten Wert legt beziehungsweise was sich für den betreffenden Inhalt am meisten eignet.

3. Zusammenfassung

Das barrierefreie Webdesign ist leider noch nicht Gang und Gebe. Allerdings sind öffentliche Einrichtungen oft dazu verpflichtet ihre Webseiten barrierefrei zu gestalten. Außerdem könnte man auch darauf hoffen, dass mit der Zeit mehr und mehr Firmen sich dem anschließen, da wegen der verbesserten Zugänglichkeit auch das Firmenimage gefördert würde. Eine Fallstudie zu den Aspekten barrierefreies Webdesign und Suchmaschinenoptimierung hat nämlich ergeben, dass barrierefreie Webseiten große Akzeptanz unter den Usern findet und sehr gute Ergebnisse bei Suchanfragen erzielt. Die Suchmaschinen-Sichtbarkeit für wichtige Suchbegriffe ist also im allgemeinen höher als bei anderen Webseiten.

4. Literatur- und Online-Verzeichnis

[1] http://www.spielfigur.de/intface/buch/usability/Kapitel2.pdf

[2] http://www.webforall.info/html/deutsch/empfehlungen.php

[3] http://www.barrierefreies-webdesign.de

[4] http://www.barrierefreies-webdesign.de/bitv/index.php

[5] http://www.bigping.de/info/barrierefreies-webdesign/

[6] http://www.lipfert-malik.de/webdesign/barrierefreies_webdesign.html

[7] http://www.cekom.de/index.cfm/page/49/title/Barrierefreies_Webdesign.htm