Michael Wenleder

MMI Aufsatz 1 : Online Lesen

Lesbarkeit am Monitor und Unterschiede zum gedrucktem Text


Lesen ist in unserer Zeit einer der meistbeschrittenen Wege, sich Wissen anzueignen. Ein Großteil aller neuen Kenntnisse die man sich erwirbt, gewinnt man durch Lesen und das duerfte sich auch in der Zukunft nicht grundlegend aendern. Zudem ist das Lesen auch eine der beliebtesten Freizeitbeschaeftigungen der Menschen und dient somit zusaetzlich der Entspannung und der Unterhaltung. Lesen ist also ein aeusserst wertvolles, persoenliches Instrument, welches man derart beherrschen sollte, dass man von den vielen Vorteilen, die damit verbunden sind, wirklich profitieren kann. Lesen ist aber nicht gleich Lesen. Im Laufe der Zeit haben sich durch die Weiterentwicklung der Medienlandschaft (wie z.B. Fernseher, Internet) auch die Lesemedien geaendert. Waehrend frueher meist nur aus Zeitungen, also von bedrucktem Papier gelesen wurde, wird mittlerweile auch am Monitor, nicht nur des heimischen PCs gelesen.
Im Folgenden soll speziell die Lesbarkeit von Texten am Bildschirm untersucht werden, aber auch die Unterschiede zum Lesen von bedrucktem Papier sollen dargestellt werden.

Grundsaetzlich ist zunaechst zu sagen, dass aus diversen Studien hervorgegangen ist, das das Lesen am Monitor um ein gutes Stueck muehsamer und fuer den Leser auch anstrengender ist, als das Lesen vom Papier.
Fuer diese These spricht vor allem, dass Papierleser um ca. 20% - 30% schneller lesen koennen, laenger durchhalten und zudem mehr vom Gelesenen behalten koennen. Desweiteren werden bei den Bildschirmlesern die Augen aber auch die Nackenmuskulatur viel staerker beansprucht als bei Papierlesern. Laengeres Lesen vom Bildschirm fuehrt auch schneller zu Ermuedungserscheinungen. Die Aufloesung des Bilschirms ist dabei ein ganz erheblicher Faktor und soll nun etwas genauer betrachtet werden.

Die Aufloesung

Fest steht, dass der negative Einfluß auf den Bildschirmleser primaer von den Eigenschaften des verwendeten Monitors abhaengt. Der Monitor muss also eine hohe Qualitaet mit sich bringen, da Konvergenzfehler oder mangelnde Bildstabilitaet die Lesbarkeit eines Textes erheblich senken. Als geeigneter Qualitaetsmaßstab eines Monitors wird haeufig die Aufloesung (in dpi gemessen) genannt. Sehr interessant ist dabei der Vergleich von Aufloesungen verschiedener Lesemedien:

Medium Aufloesung (in dpi) Pixelanzahl
Papierdokumente

Standart VGA-Displays

Super VGA-Displays

Hochaufloesende Displays

300-600

60

90

120-150

8-16 Mio.

300000

800000

2-3 Mio.

Es ist aus der Tabelle klar ersichtlich, dass die Bildschirmaufloesungen bei weitem nicht das Niveau von gedrucktem Papier erreichen. Mit einem gewoehnlichen Drucker lassen sich bereits 1200dpi Ausdrucke erstellen, wohingegen uebliche Monitore einen solchen Wert bei weitem nicht erreichen. Interessant ist auch, dass die relativ grobe Faxaufloesung mit einem Wert von ca. 100dpi immer noch hoeher ist als die Aufloesung von gewoehnlichen Monitoren. Durch die geringere dpi-Zahl am Monitor wird das rasche Erfassen von Woertern erschwert, woraus eine deutlich langsamere Lesegeschwindigkeit resultiert.
Zudem wird durch teilweise flimmernde Bildschirme das Lesen zusaetzlich erschwert, da die Augen dadurch schneller ermueden.
Ermuedend wirkt auch die Tatsache, dass man beim Lesen am Monitor direkt in eine Lichtquelle blickt, waehrend man beim Lesen von Papier reflektiertes Licht sieht.
Korrekterweise muss aber noch darauf hingewiesen werden, dass bei bei Verwendung von geglaetteten Fonts und eines hochaufloesenden Monitors (ueber 100dpi) nahezu kein spezifikanter Unterschied mehr zwischen der Lesegeschwindigkeit vom Papier und der vom Monitor mehr festgestellt werden kann.

Typografie und Lesbarkeit

Sehr wichtige aber auch komplexe Begriffe im Zusammenhang mit Lesen und Erfassen von Texten sind Typografie und Lesbarkeit. Unter Typografie versteht man die kuenstlerische Gestaltung eines Druckwerks und heutzutage vor allem auch die aesthetische Formgebung fuer Medienoberflaechen und andere Anwendungen. Man kann auch sagen, dass die Typografie die Lehre der Gestaltung von Drucksachen ist um damit die Lesbarkeit beispielsweise von Texten zu erhoehen. Die Lesbarkeit meint vor allem die Unterscheidung der verschiedenen Schriftzeichen. Sie errechnet sich aus der Zeit, die man benoetigt, um einen Text ohne Ermuedungserscheinungen zu erfassen. Um die Lesbarkeit von Texten zu erhoehen sind einige grundlegende Dinge zu beachten, die sowohl bei gedruckten Texten als auch bei Texten fuer den Monitor zu beachten sind. Natuerlich gibt es auch hier wieder Unterschiede vom bedruckten Papier zu den Standarts am Monitor. Optimale Lesbarkeit eines Textes ist das Ergebnis des Zusammenspiels verschiedener typografischer Groeßen. Auf einige dieser Faktoren will ich noch nun naeher eingehen.

Mittellaenge
Entscheidend fuer das optische Erscheinungsbild einer Schrift speziell am Bildschirm ist die Mittellaenge. Unter Mittellaenge einer Schrift versteht man die Hoehe eines Kleinbuchstabens ohne Ober- und Unterlaengen (Bsp.: x, n, m, v; nicht jedoch: b, g, h). Da viele Schriften am Bildschirm nur sehr wenige Pixel zur Verfuegung haben, sind die Mittellaengen ausschlaggebend fuer die Form und Erkennbarkeit eines Kleinbuchstabens. Am besten fuer die Darstellung am Bildschirm eignen sich Schriftarten mit etwas hoeherer Mittellaenge als bei gedruckten Schriften. Als Faustregel gilt, dass die Mittellaengen etwa ein Pixel hoeher sein sollen als die Haelfte der Buchstabenhoehe. Bei einer Hoehe von zehn Pixeln sollte die Mittellaenge also 6 Pixel betragen. Zu hohe Mittellaengen machen die Schrift aber wiederum zunehmend schlechter lesbar.

Schriftgroeße
Grundsaetzlich sollte am Monitor eine groessere Schrift verwendet werden als beispielsweise bei einem Buch oder der Zeitung. Die Schriftgroesse am Bildschirm sollte daher mindestens 12 Punkte groß dargestellt werden, da sich ansonsten die Lesbarkeit verringert.

Zeilenlaenge
Einen wichtigen Einfluss auf die Lesbarkeit von Texten hat auch die Wahl der Zeilenlaenge. Sind die Textzeilen zu lang gewaehlt hat das menschliche Auge Probleme den Beginn der naechsten Zeile zu finden. Aber auch eine zu kurze Zeilenlaenge sollte vermieden werden, da der Textfluß dadurch zu oft unterbrochen wird. Etwa acht bis zwoelf Woerter pro Teile, also ca. 40 - 60 Zeichen sind daher optimal. Diese Zahlen sind aber nur grobe Anhaltspunkte, da die Wahl der optimalen Zeilenllaenge auch durch andere Faktoren wie zum Beispiel die Schriftgroesse beeinflusst wird.

Zeilenabstand
Auch der Zeilenabstand beeinflusst die Lesbarkeit eines Textes. Auch hier sollte im Vergleich zum Papier der Zeilenabstand groesser gewaehlt werden. Ein zu geringer Zeilenabstand wird vom Leser als unangenehm zusammengequetscht empfunden und erschwert ihm somit das lesen. Aber auch zu große Zeilenabstaende sind nicht sinnvoll, da der Text dann nich mehr als zusammengehoerig empfunden wird und der Zeilenanschluss schwieriger zu finden ist. Es empfiehlt sich ein eineinhalb- bis zweizeiliger Abtand der Zeilen.
Zusaetzlich sollte zwischen zwei Absaetzen ein etwas groesserer Freiraum gelassen werden um die Absaetze als eigene "Optische Einheit" zu kennzeichnen.

Ausrichtung des Textes
Mit der Ausrichtung des Textes ist ein naechster wichtiger Faktor der die Lesbarkeit beeinflußt zu nennen. Waehrend wir beispielsweise von der Zeitung die Ausrichtung von Texten im Blocksatz gewohnt sind, wuerde diese Variante das Lesen am Bildschirm durch die daraus resultierenden unterschiedlichen Wortabstaende erschweren. Als gaengigste und auch am geeingnetste Ausrichtung hat sich bei digitalen Medien der linksbuendige Flattersatz erwiesen. Vom Flattersatz wird gesprochen, falls auf Trennungen verzichtet wird und die Wortabstaende gleich sind. Dies bewirkt eine optimale Lesbarkeit des Textes.

Natuerlich gibt es noch eine Vielzahl weiterer Faktoren die die Lesbarkeit von Texten beeinflussen, sie sollen hier noch kurz genannt werden.

- Die Wahl der Schriftart
- Verwendung von Serifen
- Passender Hintergrund zur Textfarbe
- Verwendung von Hervorhebungen (Unterstrichen, Kursiv, Fett)

Dies sind bei weitem noch nicht alle typografischen Faktoren und es sei nochmals darauf hingewiesen, dass oftmals kein Standartwert angegeben werden kann, da sich die Faktoren auch untereinander stark beeinflussen.

Abschließend ist zu sagen, dass sich durch die Veraenderung der Lesemedien eben auch die entsprechenden Mittel zur Gestaltung von Texten anpassen mussten. So ist es gewiss nicht sinnvoll, die Eigenschaften eines gedruckten Textes direkt auf den Bildschirm zu uebertragen. Typografische Mittel muessen also dem jeweiligen Medium angepasst werden um eine hohe Lesbarkeit zu garantieren. Auch darf man das Lesen am Monitor nicht verurteilen, nur weil es zunaechst den Anschein macht, als sei es fuer den Leser das schlechtere Medium. Die Darstellung von Texten ueber den Bildschirm hat naemlich auch viele Vorzuege. Texte koennen schneller und einfacher aktualisiert werden. Auch die Suche nach bestimmten Informationen ist einfacher. Zudem koennen am Computer auch andere Medien, wie Audio und Video, gleichzeitig praesentiert werden.
Grundsaetzlich sollte aber wohl jeder Leser selbst entscheiden, ob er die neusten Nachrichten lieber aus der Zeitung erfahren will, oder sie am heimischen PC auf einer Webseite lesen will.

Quellenverzeichnis:

- "Schrift als Informationsmittel, Schrift als Gestaltungsmittel": http://www.typo-digital.de/typo/typoprobe.pdf
- Christoph Nocula & Stephan Olbrich, "Zur Diskrepanz der Aufloesung verschiedener Praesentationsmedien", (Abschnitt 6.3.):http://www.rtb-nord.uni-hannover.de/onlinedokumente/abschlussbericht/p5_1a.pdf