MMI Aufsatz 1 : Online Lesen
Grundsaetzlich ist zunaechst zu sagen, dass aus diversen Studien
hervorgegangen ist, das das Lesen am Monitor um ein gutes Stueck muehsamer und
fuer den Leser auch anstrengender ist, als das Lesen vom Papier.
Fuer diese
These spricht vor allem, dass Papierleser um ca. 20% - 30% schneller lesen
koennen, laenger durchhalten und zudem mehr vom Gelesenen behalten koennen.
Desweiteren werden bei den Bildschirmlesern die Augen aber auch die
Nackenmuskulatur viel staerker beansprucht als bei Papierlesern. Laengeres Lesen
vom Bildschirm fuehrt auch schneller zu Ermuedungserscheinungen. Die Aufloesung
des Bilschirms ist dabei ein ganz erheblicher Faktor und soll nun etwas genauer
betrachtet werden.
Medium | Aufloesung (in dpi) | Pixelanzahl |
---|---|---|
Papierdokumente
Standart VGA-Displays Super VGA-Displays Hochaufloesende Displays |
300-600
60 90 120-150 |
8-16 Mio.
300000 800000 2-3 Mio. |
Es ist aus der Tabelle klar ersichtlich, dass die Bildschirmaufloesungen bei
weitem nicht das Niveau von gedrucktem Papier erreichen. Mit einem gewoehnlichen
Drucker lassen sich bereits 1200dpi Ausdrucke erstellen, wohingegen uebliche
Monitore einen solchen Wert bei weitem nicht erreichen. Interessant ist auch,
dass die relativ grobe Faxaufloesung mit einem Wert von ca. 100dpi immer noch
hoeher ist als die Aufloesung von gewoehnlichen Monitoren. Durch die geringere
dpi-Zahl am Monitor wird das rasche Erfassen von Woertern erschwert, woraus eine
deutlich langsamere Lesegeschwindigkeit resultiert.
Zudem wird durch
teilweise flimmernde Bildschirme das Lesen zusaetzlich erschwert, da die Augen
dadurch schneller ermueden.
Ermuedend wirkt auch die Tatsache, dass man beim
Lesen am Monitor direkt in eine Lichtquelle blickt, waehrend man beim Lesen von
Papier reflektiertes Licht sieht.
Korrekterweise muss aber noch darauf
hingewiesen werden, dass bei bei Verwendung von geglaetteten Fonts und eines
hochaufloesenden Monitors (ueber 100dpi) nahezu kein spezifikanter Unterschied
mehr zwischen der Lesegeschwindigkeit vom Papier und der vom Monitor mehr
festgestellt werden kann.
Mittellaenge
Entscheidend fuer das optische Erscheinungsbild einer
Schrift speziell am Bildschirm ist die Mittellaenge. Unter Mittellaenge einer
Schrift versteht man die Hoehe eines Kleinbuchstabens ohne Ober- und
Unterlaengen (Bsp.: x, n, m, v; nicht jedoch: b, g, h). Da viele Schriften am
Bildschirm nur sehr wenige Pixel zur Verfuegung haben, sind die Mittellaengen
ausschlaggebend fuer die Form und Erkennbarkeit eines Kleinbuchstabens. Am
besten fuer die Darstellung am Bildschirm eignen sich Schriftarten mit etwas
hoeherer Mittellaenge als bei gedruckten Schriften. Als Faustregel gilt, dass
die Mittellaengen etwa ein Pixel hoeher sein sollen als die Haelfte der
Buchstabenhoehe. Bei einer Hoehe von zehn Pixeln sollte die Mittellaenge also 6
Pixel betragen. Zu hohe Mittellaengen machen die Schrift aber wiederum zunehmend
schlechter lesbar.
Schriftgroeße
Grundsaetzlich sollte am Monitor eine groessere
Schrift verwendet werden als beispielsweise bei einem Buch oder der Zeitung. Die
Schriftgroesse am Bildschirm sollte daher mindestens 12 Punkte groß dargestellt
werden, da sich ansonsten die Lesbarkeit verringert.
Zeilenlaenge
Einen wichtigen Einfluss auf die Lesbarkeit von
Texten hat auch die Wahl der Zeilenlaenge. Sind die Textzeilen zu lang gewaehlt
hat das menschliche Auge Probleme den Beginn der naechsten Zeile zu finden. Aber
auch eine zu kurze Zeilenlaenge sollte vermieden werden, da der Textfluß dadurch
zu oft unterbrochen wird. Etwa acht bis zwoelf Woerter pro Teile, also ca. 40 -
60 Zeichen sind daher optimal. Diese Zahlen sind aber nur grobe Anhaltspunkte,
da die Wahl der optimalen Zeilenllaenge auch durch andere Faktoren wie zum
Beispiel die Schriftgroesse beeinflusst wird.
Zeilenabstand
Auch der Zeilenabstand beeinflusst die Lesbarkeit
eines Textes. Auch hier sollte im Vergleich zum Papier der Zeilenabstand
groesser gewaehlt werden. Ein zu geringer Zeilenabstand wird vom Leser als
unangenehm zusammengequetscht empfunden und erschwert ihm somit das lesen. Aber
auch zu große Zeilenabstaende sind nicht sinnvoll, da der Text dann nich mehr
als zusammengehoerig empfunden wird und der Zeilenanschluss schwieriger zu
finden ist. Es empfiehlt sich ein eineinhalb- bis zweizeiliger Abtand der
Zeilen.
Zusaetzlich sollte zwischen zwei Absaetzen ein etwas groesserer
Freiraum gelassen werden um die Absaetze als eigene "Optische Einheit" zu
kennzeichnen.
Ausrichtung des Textes
Mit der Ausrichtung des Textes ist ein
naechster wichtiger Faktor der die Lesbarkeit beeinflußt zu nennen. Waehrend wir
beispielsweise von der Zeitung die Ausrichtung von Texten im Blocksatz gewohnt
sind, wuerde diese Variante das Lesen am Bildschirm durch die daraus
resultierenden unterschiedlichen Wortabstaende erschweren. Als gaengigste und
auch am geeingnetste Ausrichtung hat sich bei digitalen Medien der linksbuendige
Flattersatz erwiesen. Vom Flattersatz wird gesprochen, falls auf Trennungen
verzichtet wird und die Wortabstaende gleich sind. Dies bewirkt eine optimale
Lesbarkeit des Textes.
Natuerlich gibt es noch eine Vielzahl weiterer Faktoren die die Lesbarkeit von Texten beeinflussen, sie sollen hier noch kurz genannt werden.
- Die Wahl der Schriftart
- Verwendung von Serifen
- Passender
Hintergrund zur Textfarbe
- Verwendung von Hervorhebungen (Unterstrichen,
Kursiv, Fett)
Dies sind bei weitem noch nicht alle typografischen Faktoren und es sei nochmals darauf hingewiesen, dass oftmals kein Standartwert angegeben werden kann, da sich die Faktoren auch untereinander stark beeinflussen.
Abschließend ist zu sagen, dass sich durch die Veraenderung der Lesemedien
eben auch die entsprechenden Mittel zur Gestaltung von Texten anpassen mussten.
So ist es gewiss nicht sinnvoll, die Eigenschaften eines gedruckten Textes
direkt auf den Bildschirm zu uebertragen. Typografische Mittel muessen also dem
jeweiligen Medium angepasst werden um eine hohe Lesbarkeit zu garantieren. Auch
darf man das Lesen am Monitor nicht verurteilen, nur weil es zunaechst den
Anschein macht, als sei es fuer den Leser das schlechtere Medium. Die
Darstellung von Texten ueber den Bildschirm hat naemlich auch viele Vorzuege.
Texte koennen schneller und einfacher aktualisiert werden. Auch die Suche nach
bestimmten Informationen ist einfacher. Zudem koennen am Computer auch andere
Medien, wie Audio und Video, gleichzeitig praesentiert werden.
Grundsaetzlich sollte aber wohl jeder Leser selbst entscheiden, ob er die
neusten Nachrichten lieber aus der Zeitung erfahren will, oder sie am heimischen
PC auf einer Webseite lesen will.
Quellenverzeichnis:
- "Schrift als Informationsmittel, Schrift als Gestaltungsmittel": http://www.typo-digital.de/typo/typoprobe.pdf
- Christoph Nocula & Stephan Olbrich, "Zur Diskrepanz der Aufloesung
verschiedener Praesentationsmedien", (Abschnitt 6.3.):http://www.rtb-nord.uni-hannover.de/onlinedokumente/abschlussbericht/p5_1a.pdf