Aufsatz 1:

Auswirkung von Schriftart und Satz auf die Lesbarkeit und Lesegeschwindigkeit

 

Martina Ljubenova

Studiengang: Medieninformatik

Vorlesung: Mensch-Maschine-Interaktion

WS 2003/04

LMU

 

Inhaltsverzeichnis:

  1. Einleitung
  2. Typografie
  3. Lesen im Web
  4. 3.1 Websurfer lesen nicht. Sie scannen.

    3.2 Websurfer wissen, was sie suchen.

    3.3 Websurfer sind anspruchsvoll

  5. Lesbarkeit von Texten
  6. 4.1 Serifen am Bildschirm – ja oder nein?

    4.2 Schriftschnitt

    4.3 Schriftgrösse

    4.4 Spalte und Textmenge

    4.5 Zeilenlänge

    4.6 Zeilenabstand

    4.7 Absatzlänge

    4.8 Ausrichtung

    4.9 Kursive und fette Schrift

    4.10 Unterstreichungen

  7. Zusammenfassung
  8. Literaturverzeichniss

    1. Einleitung

    In diese Arbeit versuche ich zu Beginn typografische Fachbegriffe zu veranschaulichen und anschliessend Hinweise, wie die Lesbarkeit von Texten in digitalen Medien eröht werden kann, zu geben.

    2. Typografie

    Das Wort "Typografie" ist griechischen Ursprungs und setzt sich zusammen aus "typos" (Muster, Gestalt) und "graphein" (schreiben).

    Es ist selbstverständlich, dass Schrift zum Lesen da ist und nicht zur Dekoration. Trotzdem sieht man zu häufig ganz ungeeignete Zierschriften im Fliesstext, dicke Schlagschatten, knallbunte Texturen und 3D-Effekte in den Überschriften. Ein guter Schriftgestalter ist es jedoch dem Betrachter schuldig, dass die Schrift einfach, vertraut, klar und leicht lesbar wirken soll.

    Die typografische Gestaltung hat zweierlei Aufgaben, sowohl auf Papier als auch bei interaktiven Programmen. Erstens dient die Darstellung eines geschriebenen Textes zur Informationsvermittlung und zweitens als Orientierung und zur Benutzerführung. Leider wird auf diese Funktionen bei der Webseitengestaltung noch zu wenig Rücksicht genommen. Vor allem in diesem neuen Medium ist es wichtig auf die Grundsätze der Typografie zu achten. Immer mehr Menschen werden mit dem Medium World Wide Web vertraut und möchten dieses Medium entdecken und effizient im Alltagsleben nutzen können. Die Websurfer suchen nach bestimmten Informationen und möchten nicht von effektverliebten Webdesignern unterhalten werden.

    Das Lesen von Text auf einem Monitor ist anstrengender und unangenehmer als das Lesen vom Papier. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Lesegeschwindigkeit am Bildschirm 20 bis 30% langsamer ist und dass der Leser unkonzentriert und ungenauer liest. Dies hat verschiedene Ursachen. Ein wesentlicher Grund dafür scheint die geringe Zeichenauflösung des Monitors zu sein (im Allgemeinen 72 dpi – Punkte pro Inch – im Gegensatz zu 300 dpi und mehr beim Druck). Dadurch wird das rasche Erfassen von Worten erschwert. Ausserdem, dass der Benutzer in eine Lichtquelle blichkt während er beim Papier reflektiertes Licht sieht. Wer lange Texte lesen will, druckt sie aus.

    3. Lesen im Web

    3.1. Websurfer lesen nicht. Sie scannen.

    Eine Studie von Jakob Nielson zum Leseverhalten im Web belegt:
    Surfer lesen eine Seite nicht Wort für Wort sondern überfliegen den Text nur mit den Augen (Scanning - dt. abtasten). Die Lesegeschwindigkeit ist hierbei dreimal so hoch wie beim normalen Lesen. Kapitel werden angelesen, ganze Absätze überlesen, Textzusammenhänge nicht weiter verfolgt.

    3.2. Websurfer wissen, was sie suchen.

    Wer eine Webseite besucht, hat ein Ziel. Untersuchungen haben gezeigt, daß Surfer, die nach Informationen suchen, zielgerichtet vorgehen. Die Augen scannen den Text, um möglichst schnell an die gewünschten Informationen zu kommen. Wird der Suchende nicht gleich beim Anlesen von Sätzen und Textfragmenten fündig, springt er zum nächsten Abschnitt. Alles, was ihn bei seiner Informationsbeschaffung nicht interessiert, wird schlicht übersehen. Mehr als 50% des Angebotes sind somit quasi überflüssig. Es wird einfach nicht wahrgenommen.

    3.3. Websurfer sind anspruchsvoll

    Besucher suchen klare, sachliche Informationen in einer Sprache, die sie verstehen. Nielsons Studie hat gezeigt, daß Websurfer einen komplizierten oder zweideutigen Sprachstil ablehnen. Sie wollen genau wissen, was mit einem Wort oder Bild gemeint ist. Ist eine Information nicht eindeutig, reagieren sie ermüdet oder brechen den Vorgang ab. Für inhaltliche Rückbezüge fehlt ihnen der Zusammenhang. Um verwickelten Satzkontruktionen zu folgen, fehlt ihnen die Ausdauer. Und:
    Auf Glaubwürdigkeit legen sie großen Wert. Übertreibungen, Phrasen und Reklamestil stößt in den meisten Fällen auf Ablehnung.

    4. Lesbarkeit von Texten

    Die Lesbarkeit – ein komplexer Begriff – bemisst sich an der Zeit, die erforderlich ist, einen Text ohen Ermüdungserscheinungen zu erfasse. Hierbei sollte allerdings zwischen dem längeren fliessenden Lesen und dem kurzen, informierenden Hinsehen unterschieden werden.

    4.1 Serifen am Bildschirm – ja oder nein?

    Bei grossen Buchstaben und kleinen Textmengen kann meist recht frei mit der Schriftwahl umgegangen werden. Serifenlose Schriften bieten in den meisten Fällen eine bessere Lesbarkeit. Größere Schriften können, kleine sollten nie als Serifenschriften verwendet werden.Das Glätten der Buchstaben (Antialias) kann das 'Verklumpen von Serifenschriften' vermeiden. Für den Bildschirm optimierte Schriften sind: Monaco, Chicago, Geneva, New York und die fürs Web entwickelte Verdana. Häufige Verwendung finden serifenlose Schrift wie Arial und Helvetica.

    Drucksachen mit viel Text sind meist in einer Grundschrift mit Serifen gesetzt. Die Serifen auf der Schriftlinie bilden eine optische Führung für die Augen und erleichtern so das Lesen, ist häufig die Begründung. Durch diese Führung kommen Serifenschriften in der Regel mit weniger Zeilenabstand aus, aber Serifen sind keine Garantie für gute Lesbarkeit. Es gibt gut lesbare Serifenlose und schlecht lesbare Serifenschriften.

    4.2 Schriftschnitt

    Der »normale« Schnitt einer Schrift ist am besten lesbar. Das bedeutet geradestehend, mittlere Strichstärke und -breite. Alle Abweichungen hiervon, wie zum Beispiel kursiv oder fett, sind schlechter lesbar. Veränderungen durch Anwender führen in der Regel zu schlechter Lesbarkeit. Das Stauchen oder Dehnen von Schriften. d.h. die Veränderung von Buchstaben selbst, ist in gewissen Grenzen gestattet und manchmal bei kurzen Texten und auch bei Titeln sinnvoll. Das Dehnen hat dabei reinen Ziercharakter, Stauchen entsteht oft aus Platznot.

    4.3 Schriftgröße

    Bei der Wahl der Schriftgröße, d.h. des Schriftgrades, sollte man auf die Lesedistanz und das Publikum Rücksicht nehmen. Türplakat und Poster haben eine Lesedistanz von ein bis zwei Meter, eine Zeitung etwa 40 cm, beim Großplakat kann die Lesedistanz bis zu 50 m betragen. Sollen ältere und sehschwache Menschen berücksichtigt werden, darf der Schriftgrad nicht zu klein sein. Schriftgrößen werden in vier Gruppen unterteilt: Konsultationsgrößen bezeichnen kleine Schriftgrade bis 8 Punkt. Sie werden für Fußnoten, Marginalien (Randbemerkungen), Lexika, Wörterbücher, Telefonbücher (hierfür gibt es auch besondere Schriftschnitte, die schmal laufen) usw. verwendet. Lesegrößen haben eine Größe von 8 bis 12 Punkt. Hier ist der Abstand beim Lesen entscheidend. Größere Papierformate rechtfertigen deswegen keine größeren Schriftgrade.

    4.4 Spalten und Textmenge

    Bei langen Zeilen verliert das Auge beim Zeilenwechsel leicht den Halt. Das kann durch Spaltensatz vermieden werden. Bei langen Texten ist auf genügend Freiflächen zu achten. Unterteilen Sie den Text in Spalten oder Kapitel. Bieten Sie knappe, lesefreundliche Textpassagen.

    4.5 Zeilenlänge

    Einen wichtigen Einfluss auf das Lesen von Text hat die Länge der Zeilen. Wenn Textzeilen zu lang sind, hat das Auge Mühe, den Beginn der nächsten Zeile zu finden. Eine zu kurze Zeilenlänge erschwert das Lesen gleichfalls, denn sie unterbricht den Lesefluss zu oft. Das Auge wird daran gehindert, den Rhytmus des Textes zu erfassen. Etwa acht bis zwölf Wörter pro Zeile – entsprechend 40 bis 60 Zeichen – sind optimal.

    4.6 Zeilenabstand

    Der Zeilenabstand beeinflusst ebenfalls die Lesbarkeit des Textes. Generell sollte der Zeilenabstand auf dem Bildschirm grösser sein als auf dem Papier. Für Texte, die am Bildschirm gelesen werden sollen, empfiehlt sich ein eineinhalb bis zweizeiliger Abstand bei Fliesstext. Überschriften dürfen etwas enger sein.

    4.7 Absatzlänge

    Das Lesen von langen Absätzen auf dem Bildschirm kostet Überwindung und es besteht die Gefahr, dass solche Absätze einfach überlesen werden. Es sollte daher jede Gelegenheit wahrgenommen werden, einen neuen Absatz zu beginnen und so oft wie möglich aussagekräftige Zwischentitel einzufügen.

    4.8 Ausrichtung

    -Linksbündiger Flattersatz:

    Der linksbündige Flattersatz ist die geeignetste Ausrichtung für den Grundtext in digitalen Medien. Von Flattersatz wird gesprochen, wenn auf Trennungen verzichtet wird, was im Web eigentlich Pflicht ist. Linksbündiger Flattersatz bewirkt eine optimale Lesbarkeit, weil dei Wortabstände stets gleich bleiben.

    -Blocksatz:

    Text im Blocksatz, bei dem zur Ausrichtung zwischen den Worten unterschiedlich grosse Abstände eingefügt werden, ist am Bildschirm schwerer lesbar als linksbündiger Flattersatz. Zusätzlich ist Blocksatz für Überschriften und grosse Schriftgrade nicht geeignet. Aus diesen Gründen sollte Blocksatz in digitalen Medie möglichst vermieden werden.

    -Rechtbündiger Flattersatz:

    Rechtsbündiger Text ist äusserst problematisch, da das Auge bei dieser Satzform Schwierigkeiten hat, die Zeilenanfänge zu finden. Der rechtsbündige Flattersatz ist daher für den Grundtext weniger geeignet und sollte nur für kurze, einzeilige Absätze verwendet werden.

    4.9 Auszeichnungen

    Die Hervorhebungen von Textstellen nennt man Auszeichnungen. Kursiv ist die üblichste Form der Auszeichnung, da die Grauwirkung des Textes nicht verändert wird. Der Text wirkt gleichmäßig grau und die Auszeichnung tritt erst beim Lesen hervor. Anders bei halbfetter Auszeichnung (bold). Die Worte springen aus dem Text deutlich hervor.

    Andere Möglichkeiten der Auszeichnung innerhalb eines Textes bieten andere Schriften. Times kann beispielsweise mit Helvetica Bold ausgezeichnet werden. Kapitälchen sind eine gute Art der Auszeichnung und werden häufig für Namen verwendet. Sie sind deutlich besser geeignet als Versalien. Diese sind schwer lesbar, sie erscheinen krakelig und steif und wirken oftmals als Fremdkörper im Text. Unterstreichen ist eine weitere Art der Auszeichnung. Es ist aber ein Relikt aus der Schreibmaschinenzeit, damals gab es keine anderen Möglichkeiten, und im Computerzeitalter nicht notwendig. Auch für Auszeichnungen gilt der schon mehrfach geäußerte Hinweis: weniger ist mehr. Also nicht kursiv, halbfett, in einer anderen Schrift und unterstrichen.

    4.10 Unterstreichungen

    Unterstrichene Wörter sollten vermieden werden, wenn sie keinen Link darstellen. Denn sie signalisieren in Hypertext-Dokumenten normalerweise einen Link, dh sie sind anklickbar und führen zu anderen Stellen des Hypertextes. Ausserdem stört Unterstreichen den Lesefluss und zerschneidet die Unterlängen.

    5. Zusammenfassung

    Neuere Studien fokussieren auf Fragen der Lesbarkeit und Leserlichkeit von Texten im Web. Obwohl die Ergebnisse verschieden sind, zeigen vergleichende Studien von Monitor und Papiertext, dass Lesen von einem Monitor langsamer ist als von einem Blatt Papier. Die Monitor-Text-Präsentation eröffnet eine Zahl von Dimensionen, die es bei Papier-Präsentationen nicht gibt – nicht nur wegen den physikalischen Aspekten des Mediums, sondern auch was durch das Softwaredesign erreicht werden kann.

    6. Literaturverzeichniss

Kommer, I. & Mersin, T.(2002). Typografie und Layout für digitale Medien. München Wien: Carl Hanser Verlag.

Thissen, F. (2001). Screen-Design-Handbuch (2.überarbeitete und erweiterte Aufl.). Effektiv informieren und kommunizieren mit Multimedia. Berlin: Springer.

Nielsen, J. (1997). How Users Read on The Web. http://www.useit.com/alertbox/9710a.html

http://www.korolewski.de/texte/schreiben/teil1.html

http://www.kommdesign.de/fakten/index.htm

http://www.hu-berlin.de/rz/rzmit/rzm18/8.html