Verfasst von Karin Leichtenstern
Aufsatz 1 zur Vorlesung
"Mensch-Maschine-Interaktion"
Dozent Dr. Albrecht Schmidt
Thema: Texte webgerecht
Schreiben!
Ziel dieses Aufsatzes
In diesem Aufsatz möchte ich
darauf eingehen, wie man am besten Webseiten
schreiben sollte, um dem Leser
eine möglichst angenehme Umgebung zu bieten.
Zunächst werde ich mich damit
beschäftigen, wie generell der Leseprozess
des Menschen erklärt werden kann.
Anschließend werde ich einige Punkte
erwähnen, die besonders im Zusammenhang
mit dem Lesen am Bildschirm beachtet
werden sollten. Dazu gehören Aspekte des
Inhaltes, des Textaufbaus, zum
Thema Absätze und generell zur
Textorganisation. Zunächst werde ich
allerdings ein kurzes Inhaltsverzeichnis
bieten.
Inhaltsverzeichnis
Der Leseprozess des Menschen
Es gibt jahrelange Forschungen
über den Prozess des Lesens. Wie liest
der Mensch? Das kann man natürlich
erst mal ganz naiv beantworten.
Der Mensch liest von links nach rechts und
von oben nach unten. Aber
genau darin liegt schon der erste Fehler. Nicht
alle Kulturen besitzen diese
Leseeigenschaft. Man denke nur an Japanisch.
Diese Sprache wird von
unten nach oben gelesen. Oder Arabisch, das von
rechts nach
links gelesen wird. Die Lesekultur muss natürlich in den Aufbau
der
Webseite mit einfließen.
Viel Interessanter ist es, wie
tatsächlich der Leseprozess funktioniert.
Der Mensch entziffert nicht
wirklich jeden Buchstaben einzeln und setzt
diese zu einem Wort zusammen.
Tatsächlich scannt das Auge jeweils
einige Millimeterschritte des Textes und
gleicht diese mit bereits
abgespeicherten Wortbildern im Gehirn ab. Findet
eine Übereinstimmung
statt, kann die Wortbedeutung sehr schnell
entschlüsselt werden. Ist das
Wort dagegen dem Leser bisher unbekannt
gewesen, dann dauert der
Leseprozess um ein Vielfaches länger. Das bedeutet
also, dass Menschen,
die viel Lesen einen größeren Wortsatz im Gehirn
abgespeichert haben
und somit schneller Texte lesen und verstehen können.
Eine weitere
Schlussfolgerung dieser Erkenntnis ist, dass eine einfache
Wortwahl
und die Deutlichkeit von Wörtern dazu führt, dass der Text leichter
gelesen werden kann, da es wahrscheinlicher ist, dass diese Wortbilder
bei einer Vielzahl der Menschen bereits abgespeichert sind. [1]
Besonderheiten beim Lesen am
Bildschirm
Erweitern kann man den bereits erwähnten
Leseprozess um die Besonderheit, die es beim Lesen am
Bildschirm gibt. Das Lesen am Bildschirm ist generell
mühsamer und langsamer als das Lesen vom Papier.
Gründe dafür sind vor allem auf die
Bildschirmtechnik zurückzuführen. Viele Bildschirme
bieten eine unscharfe Darstellung des Textes und
erschweren es dem menschlichen Augen sich längere
Zeit auf den Bildschirm konzentrieren zu können.
Als Konsequenz kann das Lesen am Bildschirm nicht so
lange
ausgehalten werden und es bleibt bei Weitem
nicht so viel beim Leser hängen, wie man sich das
Wünschen
würde. Außerdem
bietet das Internet eine große Anzahl an Wahlmöglichkeitendurch
ihre Link-Struktur. Es liegt deshalb eine große Wahrscheinlichkeit des
häufigen Wechseln der Internetseiten vor. Es
werden meistens Internetseiten nur überflogen und
es erfolgt eine schnelle Entscheidung, ob die Seite intensiv
betrachtet werden, oder ob zur nächsten Seite
gesprungen werden soll. Dieser ständige
Entscheidungszwang behindert im deutlichen Maße einen Lesefluss.
Man kann auch sagen, dass sich der Internetleser
in einem chronischen Zeitmangel befindet. [2]
Worauf man beim Schreibstil achten
sollte!
Es wurden bereits einige Besonderheiten
im Zusammenhang mit dem Lesen amBildschirm und im speziellen
von Internetseiten erwähnt. Ich möchte nun darauf eingehen,
welche Mittel man Nutzen kann um die Nachteile des Internetlesens
zu verringern.Allgemein zum
Schreibstil sollten folgende Aspekte beachtet werden. Man sollte
die Regel KLAVKA der Journalisten anwenden.
Demnach soll der Text in einer klaren, lebendigen,
anschaulichen, verständlichen, knapp und angemessenen Sprache
verfasst werden. Man soll die Verwendung des Passivs vermeiden und
keine unnötigen Füllwörter verwenden.
Außerdem bietet sich die Verwendung
von gebräuchlichen
Wörtern an. Wichtig ist es, dass man möglichst die
Sprache derZielgruppe der Internetseite verwendet, um eine
möglichst hohe Akzeptanz zu
erreichen.Die zweite Regel, die beachtet
werden sollte, ist die sogenannte AIDA-Regel der
Werbung. Der Text soll Aufmerksamkeit erregen, das
Interesse des Lesers erhalten, Wünsche wecken und eine positive
Aktion des Lesers zur Folge haben.Besonders im
Zusammenhang mit E-Commerce-Seiten sollte die
AIDA-Regelangewandt werden. [3]
Worauf man bei der Textstruktur
achten sollte!
Der Textaufbau ist ein
wichtiges Kriterium beim Schreiben einer Internetseite. Da der
Leser die Internetseite scannt, sollte man dem Leser die
Möglichkeit geben sich auf eine einfache Art und
Weise einen guten Überblick über den textuellen
Inhalt der Seite verschaffen zu können. Es bietet sich also an, zu
Beginn des Textes die wichtigsten Aspekte in wenigen
Worten zusammen
zu fassen. Diese Zusammenfassung
sollte die W-Fragen beantworten und
einen Teaser
beinhalten. Ein Teaser ist eine Art Inhaltsverzeichnis, das
nicht
nur die Überschriften, sondern auch kurze
Erklärungen zu den einzelnen Textabschnitten bietet. Diese
Kurzfassung des Textes sollte inhaltlich stimmig
aber gleichzeitig spannend geschrieben sein. Der
Leser soll ein Appetithäppchen auf mehr bekommen.
[4]
Besonderheiten zum Thema
Absätze
Die bereits erwähnten Textabschnitte, die
im Teaser kurz erklärt werden, sollten auch eine
besondere Struktur besitzen. Die Textabschnitte sollten nicht zu lange
sein. Es sollten möglichst viele Absätze gebildet
werden, die jeweils höchsten 10 bis 15 Zeilen lang
sind. Jede dieser Zeilen soll auch nicht die komplette
Seite verlaufen sondern höchstens 450 Pixel lang
sein.Des weiteren sollten die Absätze durch
Leerzeilen klar voneinander getrennt werdenkönnen.
Jeder dieser Absätze sollte dann sachlich und deutlich
verständliche Überschriften besitzen. Der Leser soll mit
dem ersten Blick auf die Überschriftsofort
verstehen können, welchen Inhalt der folgende Absatz bietet.
Deshalb mussauf Wortspiele verzichtet werden um
keine unnötige Verwirrung des Lesers zu
verursachen. Weitere Aspekte, die eine
Auflockerung des Textes innerhalb eines Absatzes
unterstützen, sind die Verwendung von Kapitälchen, Einrücken und Initialen.
Natürlich sollte man auf lange Bandwurmsätze
verzichten um nicht die Konzen-trationsfähigkeit des Lesers zu
verlieren.[4]
Worauf man bei der
Textorganisation achten sollte!
Außerdem kann man einen großen positiven
Einfluss auf die Lesbarkeit seines Textes erreichen, indem man
auf die Textorganisation achtet. Einheitlicher Schrifttyp,
Schriftgröße, Zeilenabstand, Laufweite der Schrift sind
wichtige Kriterien um einmöglichst homogenes
Schriftbild zu erreichen. Ein homogenes Schriftbild
verursacht keine unangebrachten Ablenkungen.
Weitere wichtige Punkte, die man beachten sollte sind, dass man
auf Wörter verzichten sollte, bei denen alle
Buchstaben groß geschrieben werden, diese sind viel
schwerer zu lesen. Gängige und gut lesbare
Schrifttypen für eine Internetseite sind Arial, Helvetica,
Courier und Times.Die
Schriftgröße sollte einheitlich bei 10 bis 12 Punkten liegen. Probleme
gibt es wegen der Bildschirmauflösung bei der
Verwendung von Serifen. Außerdem kann man
feststellen, dass je dünner und kleiner die Schrift ist, desto
schlechter ist der Text lesbar, weil die Darstellung am Bildschirm
schlechter wird. Man sollte auf
kursive und fette Schreibweise von Wörtern
verzichten.
Textteile sollten möglichst nicht unterstrichen
und mit verschiedenen
Farben geschrieben werden. Diese Art
der Darstellung haben im Internet
Links. Es kommt also zur
Verwirrung des Lesers, wenn man plötzlich
normalen
Text in Linkdarstellung
schreibt.
Im Zusammenhang mit der Laufweite
sollte man darauf achten, dass diese
nicht zu eng ist. Der
Abstand zwischen den Wörtern muss groß genug sein,
damit
Wortbilder schnell erkannt werden können. Also kann man
sagen,
dass zu eng geschriebener Text den Lesefluss
behindert. Bei der Verwendung
von Blocksätzen gibt es keinen
einheitlichen Abstand der Wörter. Dies
behindert
wiederum den Lesefluss. Außerdem bieten Nichtblocksätze
die
Möglichkeit das Gesamttextbild lockerer aussehen zu
lassen. [4]
Spezielle technische Features im
Internet
Generell ist von der häufigen
Verwendung von Links abzuraten. Wie bereits erwähnt sollte dem
Leser möglichst wenige Möglichkeiten der Ablenkung geboten
werden. Gerade Links bieten aber immer die
Möglichkeit den Text an dieser Stelleweiter zu
lesen, oder den Link anzuklicken um an eine andere Position des Textes
oder auf eine andere Internetseite zu gelangen.
Ein weiterer Nachteil von Links ist, dass der Leser schlechter
Nachvollziehen kann wo er sich tatsächlich im Text aufhält.
Deshalb sollte sich ein zusammenhängender Text nur auf einer
Seite befinden und nicht verteilt sein auf
verschiedene Stellen. Auch andere Aspekte, die
den Leser vom Text ablenken sollten größtenteils umgangen
werden. Blinkender Text, Musik im Hintergrund belasten das
Gehirn und vermindern somit die
Aufnahmefähigkeiten des Lesers. Auch sollten Symbole vermieden werden.
Horizontale Unterbrechungen des Textes bedeuten
das Ende von Abschnitten. Linien und Banner sind Beispiel für
solche horizontale Unterbrechungen, die im Text nur
sporadisch
verwendet werden sollten. Es gibt aber auch Vorteile
gegenüber Text auf dem Papier.
Man sollte sich
die technischen
Möglichkeiten zu nutze machen und dem Leser
zum Beispiel Druckversionen des
Textes anbieten.
Außerdem sollte man darauf achten die Möglichkeit der Interaktion
mit dem Leser zu nutzen. Es besteht die Möglichkeit Feedback
zum Beispiel per Email
zu zulassen, um den Leser aktiv mit
einzubinden. [5]
Fazit
Ich bin mir sicher, dass die Art der Gestaltung
seines Textes auf einer Internetseite
einen sehr großen Einfluss auf den
Erfolg oder das Scheitern dieser Webseite hat.
Eigentlich sind es ja nicht zu
viele Aspekte, die man beachten sollte. Deshalb ist es
meiner Meinung nach
eigentlich durchaus möglich.
Leider sieht die Realität ganz anders aus. Oft
fehlt es den Gestaltern an dem nötigen
Wissen, oder aber das Wissen wird
einfach übergangen. Ich denke es zählt im Web
immer noch der Gedanke: "Ich
muss erst mal auffallen, der Rest ergibt sich von alleine!"
Man möchte sich
also möglichst deutlich von seiner Konkurrenz absetzten und bietet
deshalb
spektakuläre Features, wie zum Beispiel Flash-Animationen oder animierte Bilder
etc. an.
Das aber gerade diese Features vom tatsächlichen
Anliegen der Betreiber der Seite
ablenken, ist wahrscheinlich diesen gar
nicht bewusst. Tja, und schnell hat man sich an
einer Flash-Animation satt
gesehen, wenn die Seite sonst nichts vorteilhaftes bietet.
Es sollte also
mehr auf den Content und deren guten lesbaren Darstellung geachtet
werden.
Eine möglichst hohe Aufnahmequote bei dem Leser zu erreichen, sollte
wieder
Priorität erhalten. Andernfalls sehe ich keine guten Chancen, dass sich eine
Internetseite langfristig am Markt etablieren kann.
Onlineverzeichnis