Mittlerweile hat sich das WWW neben klassischen Medien wie Fernsehen, Radio und den Printmedien etabliert. Ein Grossteil der Bevölkerung in den Industrienationen nützt fast täglich das Internet. Neben den Standardfunktionalitäten, wie z.B. Kommunikation und E-Commerce steht vor allem die Informationsbeschaffung im Vordergrund.
Jeder der öfters im Internet „surft“, um sich die gewünschten Informationen zu beschaffen, ist zwangsläufig auf besser oder eher schlechter konzipierte Webseiten gestoßen. Die Prädikate „Besser“ und „Schlechter“ können sich hierbei auf mehrere Designaspekte beziehen.
Hierbei sind vor allem die Farbgestaltung, die Navigation, die Schriftgestaltung und die allgemeine Übersichtlichkeit (Anordnung der einzelnen Seitenelemente) zu nennen.
Wenn man sich nun selber nicht auf Seiten zu recht findet, die schlecht organisiert oder gestaltet sind, wie geht es dann Mitmenschen, die Sehstörungen haben, leichten motorischen Einschränkungen unterliegen oder z.B. an Dyslexie leiden?
Um diesen Menschen eine bequeme und sinnvolle Nutzung des Internets zu ermöglichen wurde die Web Accessibility Initiative (WAI) ins Leben gerufen, welche ein Organ des größten Webkonsortiums W3C ist.
Von diesem Organ wurden die Web Content Accessibity Guidelines 2.0 herausgegeben, welche Richtlinien zum Barrierefreiem Webdesign geben.
Im Folgenden werde ich sowohl auf die, in diesen Guidelines angesprochenen Prinzipien zum Webdesign eingehen, als auch allgemeine Designkriterien besprechen, welche zur Übersichtlichkeit von Webseiten beitragen.
Beim Design von Webseiten ist im Bezug auf Barrierefreiheit auf Einiges zu achten. Als Beispiel lässt sich nicht nur die Textalternative für Grafiken und dergleichen nennen, sondern auch dir Berücksichtigung der unterschiedlichen Zugangsmethoden zu Webinhalten. Hierbei muss erwähnt werden, dass nicht davon ausgegangen werden kann, dass jeder Benutzer mit Hilfe einer Maus auf der Webseite interagieren möchte/kann. Es muss auch die Möglichkeit gegeben sein, mit Hilfe von Tastenkürzeln zu navigieren. Weiterhin sollte beachtet werden, dass nicht nur der normale Monitor, sondern auch der Drucker, Sound oder die Braille-Zeile zur Ausgabe zur Verfügung stehen. Folgende Prinzipien sollten für ein Barrierefreies Webdesign beachtet werden.
Funktionen und Informationen in ihrem Webauftritt sollten in einer Form präsentiert werden, die für jeden Menschen zugänglich sind.
Prinzipien:
Man sollte seinen Webauftritt so konzipieren, dass er von jedem Bedient werden kann.
Prinzipien:
Eine übersichtliche Navigation sollte verwendet werden, um den Schnellen unkomplizierten Zugang zu den gewünschten Informationen zu gewährleisten. Bei Seh- und Mobilitätsbehinderteten kommt eine großflächige Gestaltung von graphischen Elementen hinzu.
Prinzipien:
Beim Webdesign sollte darauf geachtet werden, dass die Verständlichkeit durch die Verwendung unterschiedlicher Darstellungsmethoden (Sprache, Grafiken, Sound) erhöht wird.
Prinzipien:
Beim Webdesign sollte auf standardisierte Verfahren zurückgegriffen werden, die die Darstellung von Inhalten auch durch zukünftige Zugangssoftware ermöglichen.
Prinzipien:
Eine häufige Barriere stellt die Rot/Grün-Sehschwäche dar. Bei dieser Sehschwäche ist es dem Benutzer nicht möglich gewisse Farbunterschiede (Rot-Grün) wahrzunehmen. Diese Farben sollten also nicht als Erkennungsmerkmale auf der Webseite eingesetzt werden. Zusätzlich ist es natürlich immer nützlich seine Webseite von Farbblinden auf ihre Bedienbarkeit testen zu lassen. Im Hinblick auf Sehbehinderungen sollte auch die Navigation sehr kontrastreich und großflächig gestaltet werden, damit diese von Sehbehinderten entsprechend genutzt werden kann.
Die Verwendung von Alternativtexten für Grafiken und Bilder sollte beim Webdesign unbedingt mit in Betracht gezogen werden, da Benutzer die einen Screen Reader verwenden auf diese angewiesen sind. Fehlen diese Alternativtexte, so passiert es, dass der Screenreader z.B. „Grafik, Grafik, Grafik… usw. liest. Hierbei muss die Alternative eines D-Links erwähnt werden, wenn die Verwendeten Bildelemente einer Ausführlicheren Erklärung bedürfen. Dieser Link verweist dann auf eine andere Seite, auf der eine ausführliche Beschreibung der Grafik (in Form eines Textes) hinterlegt ist. Auch bei Buttons sollte ein Alternativtext angegeben werden, wobei hier die Beschriftung des Buttons ausreichend ist. Die Verwendung von Image-Maps ist ein häufig genutztes Element, das dem Benutzer zur Navigation auf Übersichtsseiten zum Navigieren zur Verfügung gestellt wird. Da ältere Screen-Reader hierbei häufig Probleme haben wird nach den WAI-Richtlinien eine parallele „nur Text“-Seite empfohlen.
Das übersichtliche Layout ist für Sehbehinderte Menschen, die zur Nutzung des Internets einen Screen-Reader haben, von entscheidender Bedeutung. Die Verwendung von Frames im Webauftritt kann insofern problematisch sein, da ein Screen-Reader immer nur einen Frame gleichzeitig betrachten kann. Insofern sollte sich der Webdesigner überlegen, die Frames mit sinnvollen Namen zu belegen (z.B. “Navigation“, “Menu“, etc). Ideal wäre auch der Einsatz des "NOFRAMES"-Tags Auch Tabellen stellen eine große Barriere für Sehbehinderte Menschen dar. Wenn die Tabelle breiter als die aktueller Bildschirmauflösung angelegt ist, ergibt die Tabelle für einen Screen-Reader nicht viel Sinn, da der Screenreader zeilenweise vorgeht.
Menschen mit motorischen Einschränkungen können nicht sehr präzise mit Eingabegeräten wie z.B. der Maus navigieren. Dies zieht einige Konsequenzen für das Webdesign nach sich.
Navigationselemente sollten so großflächig wie möglich angelegt werden, um einerseits die Übersichtlichkeit zu wahren und andererseits die Navigation, insbesondere das Anklicken der einzelnen Links, zu erleichtern.
Motorisch eingeschränkte Menschen müssen sich bei der Navigation im Web häufig der Tastatur bedienen, was man beim Erstellen einer Webseite berücksichtigen sollte. Java und ActiveX stellen schon die Möglichkeit, die Tastatur als Mausersatz zu benutzen bereit, also sollte man sie in Hinsicht auf die WAI Richtlinien auch nutzen und den Benutzer diese Navigationshilfe bieten.
Ein Spezialfall beim Webdesign im Sinne der WAI ist das Formular, hierbei muss man z.B. zwischen motorisch und visuell eingeschränkten Nutzern unterschieden. Während die Einen meist nicht zu einem Mehrtastendruck, z.B. für das „@“ (-> STRG+Q), fähig sind ost es eine einfache Lösung bei Email-Formularen das @ schon vorzugeben. Dies wiederum ist für sehbehinderte Menschen ein Problem, da sie eventuell ungültige Emailadressen mit doppeltem @ angeben würden. Eine Checkbox, über welche gekennzeichnet ist, ob das Formular schon Voreinstellungen vornehmen soll, ist in dieser Situation sehr hilfreich.
Zu den hier besprochenen Barrieren visueller und motorischer Natur, sollen der Vollständigkeit halber noch die Auditiven, die Sprachlichen und die Kognitiven Barrieren genannt werden. Diese müssen beim Webdesign selbstverständlich auch berücksichtigt werden. Auf diese wird im Rahmen dieses Aufsatzes allerdings nicht mehr eingegangen, da dies den vorgegebenen Rahmen sprengen würde.
Grundsätzlich ist eine Einhaltung der verabschiedeten Richtlinien natürlich gutzuheißen, da es dadurch ermöglicht wird, dass auch alle, in irgendeiner Weise eingeschränkten Menschen am Geschehen im Internet teilhaben und die Vorteile z.B. bei der Informationsbeschaffung nutzen können.Da dies aber einen erheblichen Mehraufwand bei der Erstellung von Webseiten bedeutet, sind sehr viele Webauftritte nicht WAI-konform. Vielmehr muss man beim „Surfen“ im Internet feststellen, dass viele Webseiten auch für einen Menschen ohne körperliche Einschränkungen sehr unübersichtlich gestaltet sind und einem das Navigieren somit extrem erschweren. Diese Seiten sind dann vermutlich mit solch großen Barrieren versehen, dass Sie für einen „eingeschränkten“ Internetnutzer kaum zugänglich sind.