- Bearbeitung des 1.MMI-Aufsatzes: Online Lesen -
Das Grundhandwerkszeug bekommt jeder von uns, zumindest in Deutschland in der
Grundschule beigebracht. Damit ist es dann aber auch schon vorbei mit der
Ausbildung der Lesefertigkeit. Wer später Probleme damit hat, gilt als dumm und
ungebildet. Doch die heutige Gesellschaft mit einem immer größeren
Informationsüberschuss fordert "höhere" Fertigkeiten des Lesens. Geistige
Fertigkeiten. Man muss intelligent lesen, um Wichtiges schnell von Unwichtigem
zu unterscheiden; Information intelligent sammeln und aufbereiten, um später
damit arbeiten zu können. Sei es zur Prüfungsvorbereitung, sei es zum Verfassen
von Texten. Beispielsweise findet sich in der PISA Studie (S.23) folgende
Aussage: "Fähigkeit des Einzelnen, schriftliche Informationen so zu nutzen, dass
diese seinen jeweiligen Zielen dienen, sowie die entsprechende Fähigkeit
moderner komplexer Gesellschaften, schriftliche Informationen so zu nutzen, dass
ihre gute Funktionsweise gewährleistet ist." Die Studie fordert dementsprechend
von den Prüflingen, dass sie aus einem verstandenen Text die Kernaussage
herausfiltern, diesen interpretieren und den Inhalt bewerten können.
Ob ein
Text schneller verstanden wird als ein anderer liegt jedoch nicht nur am Leser,
sondern insbesondere auch an der Aufmachung und Präsentation des Inhalts. Um
eine gute Darstellung für einen Text kreieren zu können, ist es notwendig zu
verstehen was im Menschen vorgeht, während er liest.
Es gibt drei Aktivitäten der Augenbewegungsmuster beim Lesen einer
Wortsprache: Die Fixationen, die Sakkaden, und die
Regressionen.
Fixationen ist das Ruhen des Auges auf einem Punkt,
während man liest (lat. Festigung, Fixierung). Fixationen sind im Vergleich zu
den Sakkaden und den Regressionen der wesentliche, visuelle Prozess beim Lesen
einer Schrift. Nur bei den Fixationen kommt es zu einer Informationsaufnahme.
Fixationen nehmen rund 90 bis 95 Prozent der Gesamtlesezeit ein. Bei der
überwiegenden Mehrheit der Fixationen handelt es sich um Inhaltswörter, also
Adjektive, Adverbien, Nomen und Verben. Häufig vorkommende Wörter werden kürzer
und weniger fixiert als weniger häufige.
Nun zu den Sakkaden. Bei diesen
handelt es sich um Vorwärtssprünge des Auges zu einem folgenden Textabschnitt
während man den Text liest (lat. ruck-, stoßartig).Sakkaden sind im Vergleich zu
den Fixationen ein relativ kurzer visueller Prozess beim Lesen einer Schrift.
Eine Informationsaufnahme während des Sakkadenprozesses findet nicht statt,
sondern nur während der Fixationen. Sakkaden können, je nach Lesekompetenz, eine
unterschiedliche Länge besitzen. Acht bis neun Buchstaben von einer Fixation zur
nächsten werden in der Leseforschung als ein Normalwert angesehen. Die Sakkaden
werden bei zunehmender Textschwierigkeit kürzer, während die Fixationen und
Regressionen merklich zunehmen. Somit springen schnelle Leser "weiter", d.h. sie
sind nicht deshalb schneller, weil sie Wort für Wort schneller erkennen, sondern
weil sie gar nicht erst Wort für Wort lesen.
Die dritte Aktivität der
Augenbewegungsmuster sind die Regressionen, die sog. Rückwärtssprünge des Auges
zu einem vorangegangenen Textabschnitt; auch Regressionssakkaden genannt (lat.
Wiederaufnahme, langsamer Rückzug). Regressionen stellen im Vergleich zu den
Fixationen wiederum einen relativ kurzer visueller Prozess beim Lesen dar. Und
äquivalent zu den Sakkaden findet auch hier keine Informationsaufnahme während
des Regressionsprozesses statt. Bei zunehmender Textschwierigkeit in Bezug auf
Inhalt und Grammatik nimmt die Anzahl der Regressionen im Verhältnis zu den
Fixationen zu, während die Sakkaden mengenmäßig und in ihrer Länge abnehmen.
Ausgehend von diesem Grundinformationen kann man nun daran gehen und
untersuchen, ob es sich bei der Schrift die man gerade liest um einen "guten",
d.h. typographisch ausgeklügelten Text handelt, der Sakkaden vermehrt und
Regressionen vermindert auftreten lässt oder nicht. Diese "gute" Lesbarkeit
eines sog. Mengentextes ist von mehreren Faktoren abhängig.
Grundschrift
Als erstes sei hierbei die Grundschrift genannt. In dieser wird die
Schriftfamilie (z.B. Arial oder Courier New) definiert, welche in der
Lage sein muss, eindeutig und schnell erfassbare Wortbilder zu erzeugen.
Beispielsweise eignen sich für längere Texte besonders Serifenschriften, wie
Times New Roman und MS Gothic. Serifen sind die häkchenartigen Enden an
Buchstaben. Diese verbessern die Lesbarkeit, da die horizontalen Serifen das
Auge lenken bzw. in der Zeile halten.
Innerhalb der Schriftfamilie wird nach
Schriftschnitten ( auch Garnitur genannt) unterschieden. Die
Standard-Schriftschnitte, die in fast jeder Schriftfamilie vorhanden sind, sind
kursiv, fett und fettkursiv. Diese sollten bei Computerschriftarten als eigene
Fonts vorliegen, da so befriedigendere Ergebnisse erzielt werden, als wenn in
einem Textverarbeitungsprogramm die Standardschrift einfach auf bspw. "kursiv"
gestellt wird. Zusätzlich dazu gibt es noch besondere Schnitte wie etwa Outline
oder Schattiert.
Nach der Schriftfamilie wird der Schriftgrad
festgelegt, der meist zwischen 8 und 13 Punkt liegt. Er wird in Abhängigkeit von
Seitenformat, unterzubringender Textmenge und gewünschter optischer Wirkung,
aber auch der Zielgruppe und des Gestaltungsanlasses ausgewählt.
Zur
Grundschrift gehören noch die individuelle Zeilenbreite und der
Zeilenabstand. Zu den letzten beiden ist allgemein zu sagen, dass ein
Format niemals komplett mit Schrift gefüllt werden sollte, da zu viel Text
erdrückend wirkt, Text mit viel Freiraum (Weißraum) wirkt hingegen eher
großzügig. Damit ist die Grundschrift abgeschlossen und es geht zum nächsten
Kriterium.
Satzqualität
Denn ebenso wie die Grundschrift, ist für gute Lesbarkeit auch die
Satzqualität ausschlaggebend. Diese wiederum ist u.a. abhängig von der richtigen
Laufweite und vom Wortabstand. Beide Eigenschaften müssen immer
gemeinsam betrachtet werden. Wobei die Laufweite die relative Länge einer
Schrift und der Wortabstand den Zwischenraum von Ende des Einen zum Anfang des
nächsten Wortes darstellt. Die Laufweite ist durch den Buchstabenabstand
bestimmt, der als der Abstand vom rechtesten Ende eines Buchstabens zum linksten
Ende des Folgenden festgelegt ist.
Hier sind bereits die nächsten Fehler
möglich, die zu einer schlechten Lesbarkeit führen können. Ist beispielsweise
der Abstand zwischen zwei Wörtern zu groß, will das Auge unwillkürlich in die
nächste Zeile abrutschen und muss vom Gehirn zurückgehalten werden, weil das
Weiterlesen scheinbar keinen Sinn ergibt. Ist der Buchstabenabstand so, dass
zwei Buchstaben zu weit voneinander entfernt sind, muss entschieden werden, ob
das ein Wort ist oder zwei. Stehen die Buchstaben zu eng beieinander, so können
sie miteinander verschmelzen - "r" und "n" scheinen ein "m" zu sein. Das alles
geschieht für den Leser unbewusst, aber er ist in Wahrheit ein wenig abgelenkt.
Fesselt ihn der Inhalt wenig, kann das ein Anhaltspunkt für ihn sein, das Lesen
abzubrechen.
Layout
Wurde bei den bisher genannten Komponenten alles richtig gemacht, so ist gute Lesbarkeit noch immer nicht garantiert. Genauso kommt es auf das gesamte Layout an. Gegenstand des Layouts ist die Positionierung von Texten, Bildern, Fotos, Illustrationen, Logos, Symbolen etc. auf der Seite. Das Layout sollte spannungsreich, aber doch harmonisch sein. Zu spannungsreich wird das Layout in jedem Fall, wenn man den typischen Anfängerfehler macht, möglichst alle verfügbaren Schriften in einem Text zu benutzen.
Regeln für Typographie und Layout
Abschließend kann man einige allgemeine Regeln angeben, die einem beim Erstellen eines (Online-) Textes mit guter Typographie und eines guten Layouts helfen können:
Weingarten, Rüdiger, 2000. Visuelle und phonologische Prozesse beim Lesen,
Universität Osnabrück.
Dr.Quathamer, D. 2002, Über Arbeit-mit-Texten.de,
besucht 13 Dez. 2003, http://www.arbeit-mit-texten.de/main/index.htm
Beinert,W.
2002-2003, Typolexikon : Das Lexikon der deutschen Typographie, besucht 13 Dez.
2003, http://www.typolexikon.de/
Janaszek, R.
, Typographie, Layout & Schrift Online, besucht 13 Dez. 2003 , http://www.typo-info.de/