Der Aspekt der Farbwahl bei der Gestaltung von Texten

Christina Eicher

Vorwort

Obwohl die Farbe eines Textes in den meisten Fällen wenig bis gar keine Beachtung findet, kann sie doch entscheidend auf das Rezeptionsverhalten einwirken. Sie kann ausschlaggebend sein, ob ein Text positiv oder unangenehm, vertraut oder befremdlich wirkt und schließlich sogar dafür verantwortlich sein, ob ein Text überhaupt gelesen wird, oder ob der Leser ihn lieber meidet. Leider wissen sehr viele Menschen, die mit Texten und Textgestaltung arbeiten, nur sehr wenig über diese Wirkungen die durchaus auch in empirischen Studien nachgewiesen werden konnten. Eine Ausnahme hierbei bildet jedoch beispielsweise die Werbebranche, die schon seit vielen Jahren die Erkenntnisse der Farbwirkungslehre ausnutzt, um den Inhalt einer Botschaft auch mit den Assoziationen bestimmter Farben und Farbkombinationen zu unterstützen und so hauptsächlich auf das Unterbewusstsein des Betrachters Einfluss zu nehmen.

Aus diesen Gründen werde ich im Folgenden zunächst die Assoziationen einzelner Farben, später dann allerdings auch die Wirkungen von mehreren Farben innerhalb von Farbkombinationen ein wenig vorstellen.

Die Wirkung von Farben

Da Farben physikalisch gesehen Schwingungen bestimmter Frequenzen sind, die von unserem Organismus als Energiestrahlung aufgenommen werden, wirken sie sowohl auf unseren Körper, als auch auf unsere Psyche ein. Wie in verschiedenen Studien gezeigt wurde, können sie somit beim Betrachter Gefühle und Assoziationen auslösen und folglich auch zu bewussten oder unbewussten Reaktionen führen, die entweder augrund persönlicher Erfahrungen oder aber auch durch kulturelle Gewohnheiten bedingt sind.

Die Wirkung einzelner Farben

Farben kommen zwar sehr selten isoliert vor, um aber komplexere Farbkompositionen verstehen zu können, ist es durchaus hilfreich, die Charakteristika der einzelnen Farben zu kennen. Im Folgenden sind einige wichtige Farben beschrieben:

Rot ist die Farbe des Feuers. Sie steht für Vitalität, Energie, Liebe und Leidenschaft. Allerdings symbolisiert sie unter Umständen ebenso Wut, Zorn, und Brutalität. Sie erregt Aufmerksamkeit, kann allerdings auch aggressiv und aufwühlend wirken.

Orange ist die Farbe der untergehenden Sonne, die unter anderem für Optimismus und Lebensfreude steht.

Gelb ist die Farbe der Sonne. Sie symbolisiert Heiterkeit, Freude, Weisheit, Vernunft und Logik.

Grün ist eine beruhigende Farbe, da sie einen engen Bezug zur Natur hat. Sie steht für Harmonie, Hoffnung, Sicherheit und Großzügigkeit.

Blau ist eine kühle Farbe. Sie symbolisiert Ruhe, Vertrauen, Schönheit und Sehnsucht, allerdings ebenso Nachlässigkeit und Melancholie.

Violett steht für Würde, Inspiration und Mystik ebenso wie für Stolz und Arroganz.

Weiß ist die Farbe von Eis und Schnee. Sie steht für Weisheit, Reinheit, Erhabenheit und Unschuld. Sie symbolisiert allderdings ebenfalls Unnahbarkeit und Reserviertheit.

Schwarz repräsentiert Trauer, Unergründlichkeit, Würde und Ansehen.

Die Wirkung von Farbkombinationen

Ein wichtiger Aspekt der Wirkung einer Farbe ist auch das Umfeld in dem sie steht, d.h. mit welchen Farben sie kombiniert wird. Da Farben selten isoliert auftreten, ist dieser Gesichtspunkt nicht unwesentlich, weil sich die Farben gegenseitig in ihrer Wirkung unterstützen können. Die Erkenntnisse, die man aus diversen Studien über die Wechselwirkungen von Farbkombinationen gewonnen hat, werden besonders in der Werbebranche sehr häufig benutzt. Beispiele hierfür sind unter anderem:

Rot mit Grau: Vitalität

Rot mit Gelb: Herausstellung

Rot mit Blau: kontrollierte Kraft

Gelb mit Blau: Internationalität

Blau mit Weiß: Sauberkeit

Blau mit Gold: Vornehmheit

Grün mit Weiß: Frische und Natürlichkeit

Grün mit Gelb: Natürlichkeit

Magenta mit Gold: Anspruch

Violett mit Rosa: Gepflegtheit

Silber mit Gold: Reserviertheit

Schwarz mit Weiß: Nüchternheit und Sachlichkeit

Die Wirkung der Farbqualität und -quantität

Es gibt allerdings auch Farbwirkungen, die weniger von einem bestimmten Farbton abhängen, als vielmehr von der Helligkeit, der Sättigung oder der Temperatur bzw. der Anzahl der verwendeten Farben oder der Abstimmung der Farbtöne aufeinander. Dabei kann man im Allgemeinen folgende Effekte beobachten:

Helle Farben: wirken stimmungsaufhellend und belebend. Sie sind leicht, freundlich und eignen sich besonders gut als Hintergrundfarbe für Bilder und Texte.

Dunkle Farben: wirken düster, bedrückend und einengend. Es wird Schwere, aber auch Geborgenheit und Solidarität vermittelt. Sie sind besonders auf hellem Hintergrund ausgezeichnet lesbar.

Zarte Farben: vermitteln den Eindruck von Empfindlichkeit.

Reine, gesättigte Farben: wirken dominant. Da sie manchmal laut und aufdringlich wirken können, sollten sie nur in kleinen Mengen eingesetzt werden.

Entsättigte Farben: wirken zurückhaltend, gedämpft oder aber auch sanft und schmeichelnd. Deshalb eignen sie sich besonders gut für Hintergründe oder zur Darstellung von Perspektiven.

Warme Farben: erzeugen den Eindruck von Nähe. Sie vermitteln eine persönliche, gemütliche und anheimelnde Atmosphäre, können aber auch hitzig oder gar bedrohlich wirken.

Kalte Farben: schaffen Distanz. Sie wirken kühl und unpersönlich und vermitteln den Eindruck von Sachlichkeit und Funktionalität.

Bunte Farben: vermitteln Lebendigkeit und Fröhlichkeit.

Unbunte Farben: wirken formal, sachlich und neutral. Sie verstärken die Wirkung bunter Farben.

Einzelne Farben: schaffen Ordnung und Übersicht. Sie helfen bei der Strukturierung und bei der Herausarbeitung von Gegensätzen.

Viele Farben: können Unruhe und Verwirrung erzeugen, wenn keine erkennbare sinnvolle Ordnung vorhanden ist.

Die Farbgestaltung

Obwohl es keine verbindlichen Regeln für die Farbgestaltung gibt, sollte man sich dennoch dessen bewusst sein, dass manche Farbkompositionen eher die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich ziehen oder von diesem als angenehm empfunden werden als andere. Hierbei unterscheidet man zwischen Farbharmonien und Farbkontrasten

Farbharmonien

Unter Farbharmonie versteht man eine Farbkomposition, die auf den Betrachter angenehm wirkt. Hierbei wird mittels einer erkennbaren Ordnung der Farben zueinander ein positives Gesamtbild erzeugt. Analog dazu führen unharmonische Farbzusammenstellungen zu Disharmonie und Abneigung beim Betrachter.

Man unterscheidet folgende Arten von Farbharmonien:

Nachbarschaftsharmonien: Kombination benachbarter Farbtöne in kleinen Farbtonschritten

Temperaturharmonien: Kombination von Farben innerhalb der warmen oder der kalten Farbpalette

Helligkeitsharmonien: Kombination von Farben gleicher Helligkeit

Sättigungs- oder Qualitätsharmonien: Kombination von Farben derselben Sättigungsstufe

Ton in Ton-Harmonien: Kombination aufgehellter oder entsättigter Farben mit ihrer Vollfarbe

Farbkontraste

Um Unterschiede zu verdeutlichen oder die Aufmerksamkeit de Betrachters gezielt zu lenken, eignet sich besonders die Verwendung von Farbkontrasten. Diese erzeugen Spannungen und wirken belebend und erfrischen. Man muss allerdings darauf achten, dass dieses Gestaltungsmittel nur sehr sparsam, dafür aber gezielt eingesetzt wird, damit das Ergebnis nicht zu anspannend oder gar unangenehm wirkt.

Dabei gibt es unter anderem folgende Möglichkeiten:

Komplementärkontrast: Verwendung von Komplementärfarben (Farben, die sich gegenseitig zu unbunt ergänzen)

Warm-Kalt-Kontrast: Verwendung warmer und kalter Farben

Unbunt-Bunt-Kontrast: Verwendung bunter und unbunter Farben

Hell-Dunkel-Kontrast: Verwendung dunkler und aufgehellter Farben

Qualitätskontrast: Verwendung von reinen, gesättigten und vergrauten, ungesättigten Farben

Quantitätskontrast: Verwendung großer Farbflächen und kleiner Farbelemente

In der Regel treten diese Gestaltungsmittel nicht gesondert sondern in Kombination aus mehreren verschiedenen Kontrasten auf.

Der Einsatz von Farben

Die optimale Unterstützung einer Aussage durch Farben

Ein wichtiger Bereich der gezielten Anwendung von Farbwirkungen ist die Vermittlung von Informationen. Dies ist dann der Fall, wenn die Farbe eine vermittelnde Funktion im Kommunikationsprozess einnimmt. Sie ermöglicht es hierbei dem Empfänger, die Botschaft leichter aufzunehmen, falls er sich von der Farbe angesprochen fühlt.

Abgesehen davon wurde in empirischen Studien gezeigt, dass bestimmte Farbkombinationen die Erkennbarkeit und Lesbarkeit eines Textes deutlich unterstützen, wie beispielsweise schwarze Schrift auf gelbem Grund. Weitere günstige Konstellationen hierfür sind Rot, Grün oder Blau auf Weiß.

Weniger eindeutige Aussagen kann man für die optimale Unterstützung einer Aussage durch eine Farbe treffen. Es gibt definitiv keine Farbe oder Farbkombination, die immer als gut oder immer als schlecht eingestuft werden kann. Um die passende Farbzusammenstellung für eine Projekt zu finden, muss man sich immer sehr genau darüber im klaren sein, was man durch die Farben ausdrücken möchte, und welche Reaktionen die Farbkomposition hervorrufen soll. Wenn man das allerdings weiß und die Erkenntnisse der Farbwirkung berücksichtigt, steht einem gelungenen Gesamtkonzept nichts mehr im Wege.

Quellenangaben

http://is.uni-sb.de/studium/handbuch/webpush/

http://ipsi.fraunhofer.de/topas/publications/800abstr1.html

http://ipsi.fraunhofer.de/~crueger/farbe/

http://www.metacolor.de/farbsymbolik.htm