Anneke Winter

     
 

Aufsatz 1 -
Online Lesen

Thema: Lesbarkeitskriterien
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Heutzutage lesen nach Studien der HCI - Laboratory der Wichita State 25% von den 25 bis 34-jährigen die Nachrichten online, wogegen nur 19% gedruckte Zeitungen kaufen. Auch Schüler und Studenten verbringen zunehmend mehr Zeit am Bildschirm um zu Lesen und Hausaufgaben zu lösen. Außerdem sind aktuelle Themen weltweit und zu jeder Zeit online abrufbar, und gerade diese Aktualität ist mit den Printmedien nicht möglich. Daher ist es wünschenswert und immer bedeutsamer dieses Lesen so leicht wie möglich zu gestalten.
Was aber bedeutet gut lesbar bei Informationen am Bildschirm? Sind hier die selben Kriterien wie beim Lesen von gedrucktem Text anwendbar, oder müssen neue Regeln aufgestellt werden?
Zeilenbreite
Einer der wichtigsten Gesichtspunkt ist die Zeilenbreite. Hier gilt es ein gutes Mittel zwischen zu lang und zu kurz zu finden. Bei zu langen Zeilen tritt die Schwierigkeit auf, den richtigen neuen Zeilenanfang zu finden, wenn man am Ende einer Zeile angekommen ist, wogegen zu kurze Zeilen dazu führen, dass zu oft gescrollt werden muss, was auf die Dauer lästig werden kann.
Daher ist folgender Grundsatz hierzu festzuhalten, für Erwachsene eignen sich Zeilenlängen zwischen 65 bis 75 Zeichen oder auch 8 cm. Für Kinder hingegen eignen sich kürzere Zeilenlängen von 45 Zeichen. Es gilt also eine Zeilenlänge über den ganzen Bildschirm unbedingt zu vermeiden, obwohl diese Schreibweise auf vielen Informationsseiten, wie auch auf den meisten Seiten von Universitäten üblich ist. Verblüffend sind auch Websiten mit Texten zur diesem Thema, welche zum Schluss kommen kürzere Texte als leichter lesbar einzustufen, selbst aber ihren Text über die gesamte Bildschirmbreite laufen lassen.
Schriftart und Schriftgröße
Als Lesbarkeitskriterium am Computer gilt die Faustregel nicht kleiner als 12 Pixel, das alleine kann nicht gelten. Die Zielgruppe wie auch das, dem User zur Verfügung stehende bzw. als "normal" zu erwartende Equipment der Zielgruppe sind wichtige Kriterien bei der Gestaltung der Schrift.
Entwickelt man zum Beispiel für die ältere Generation muß die Sehschärfe Berücksichtigung finden, entwickelt man für die jüngeren so spielt das Equipment eine Rolle, denn ein User mit einem 800 auf 600 Auflösung kann eine 12 Pixelschrift um einiges besser lesen, als ein User mit einer sehr hohen Auflösung, es sei denn dieser benutzt auch ein entsprechend großes Ausgabegerät, bzw. einen großen Monitor.

Zu der Schriftart gilt für Bildschirmtexte die Regel serifenlose Schriftarten zu verwenden, ganz im Gegenteil zu den Printmedien, in denen Serifenschriften als besser lesbar eingestuft werden. Serifenlose Schriften erkennt man an den Fehlenden An- und Abstrichen an den Buchstaben und der durchgehend gleichen Strichbreite der Buchstaben Auf Grund dieser Kriterien gelten sie auch am Monitor als besonders lesefreundlich.
Serifen oder nicht Serifen, ist dennoch im Onlinebereich ein Streitthema.
Die Mengen des zu lesenden Textes ist ebenfalls für die Schriftwahl wichtig. Ist viel Text zu erfassen so heißt es auch oft ist eine Serifenschrift wie z.B. Times zu bevorzugen, da sie dem Leser "hilft". Das heißt sie unterstützt den natürlichen Lesevorgang. Beim Lesen von Schrift spielt im wesentlichen der obere Teil und der Umriss eine wichtige Rolle, da der Leser so das Wort ohne es Buchstabe für zu lesen schon erkennt, und gerade hierbei haben Serifenschriften einen Vorteil zu ihren Serifenlosen Verwandten. Hierzu ist noch anzumerken, das genau aus diesem Grund ein Alles-Gross-Schreiben, oder die Verwendung einer Kapitälchenschrift zu vermeiden, ist, da das Wort hier seine "Typische Umrandung" verliert, und sofort schlechter lesbar ist.
Die Abstände zwischen den Zeilen sind für die Lesbarkeit ebenfalls von großer Bedeutung, so lassen eng aufeinander gestauchte Wörter zwar unter Umständen schöne Effekte zu, verringern jedoch die Lesbarkeit deutlich, da die Zeilen miteinander verschmelzen, also wieder die Umrandungen der Worte schwer erkennbar werden. Ebenso sind zu große Abstände zwischen die Zeilen zu vermeiden, da der Text unzusammengehörig erscheint. Generell ist zu vermerken, dass Serifenschriften mit weniger Abstand zurechtkommen, und serifenlose Schriftarten mehr Abstand benötigen. Diese Abstände sind jedoch in den Schriftartattributen vermerkt und werden vom Computer automatisch optimal eingestellt. Der User kann diese Abstände zwar verändern, aber außer er mag gewollt einen Effekt dadurch erzielen ist dies nicht ratsam.
Auch erwähnen möchte ich, die von mir bevorzugten, speziell für den Monitor entwickelten Schriftarten wie z.B. Verdana. Dabei handelt es sich um serifenlose, besonders gut lesbare Monitorschriftarten, die es lohnt auszuprobieren.
Von den einzelnen Schriftarten abgesehen ist es besonders wichtig, möglichst wenig Schriftarten pro Internetauftritt zu verwenden. Am Besten in der selben Schriftfamilie bleiben, und nur verschiedene Schnitte zu benutzen, um Kontraste und Hervorhebungen zu schaffen, dies schafft ein ebenmäßiges und einfach lesbares Bild für den User, und der Text wirkt nicht überfrachtet.
Kontrast
Der Kontrast ist ein weiteres Mittel einen Text lesbarer zu gestalten, oder ihn ganz zu ruinieren. Text- zu Hintergrundfarbe sollten deutlich im Kontrast zueinander stehen, wobei beim Hintergrund eine ruhige helle Farbe als eine gute Schriftgrundlage zu einer dunklen Schrift gewertet wird und umgekehrt. Den besten Kontrast und die beste Lesbarkeit erzielt man mit Schwarz auf Weiß oder Weiß auf Schwarz. Oder in etwas schwächeren Varianten mit Grautönen.
Ein typischer Fehler sind blaue Texte auf rotem Grund. Ein ausreichender Kontrast sollte so denkt man hier ja gegeben sein, dennoch ist diese Wahl wohl eine der Schlechtesten. Rot und Blau sind 2 konträr liegende Wellenlängen, die so direkt nebeneinander nicht von unserem Auge scharf dargestellt werden können, die Schrift beginnt somit zu schwimmen. Auch rot-grün Kontraste gilt es zu vermeiden, da es Menschen mit einer Schwäche zur Auseinanderhaltung dieser zwei Farben gibt. Kurzum gilt es besser weniger Farben zu verwenden, als zu viele. Satte bunte Farben nur bewusst verwenden, um bestimmte und gewollte Effekte zu erzielen, sonst mit eher tristeren Farben arbeiten, die für das Auge schonender wirken, und den Leser nicht schon nach 10 Zeilen Text ermüden lassen.
Hyperlinks
Hyperlinks sind für den unerfahrenen Onlineleser die wohl verwirrendste und gewöhnungsbedürftigste Neuerung in Online- Texten. Durch Hyperlinks bekommen Texte nicht nur eine Länge sondern auch eine Tiefe. Wichtige Worte im Text sind unterstrichen oder andersfarbig hervorgehoben und signalisieren dem User dass hier ein Link/ Verweis zu weitergehenden Informationen zu dem Thema zu finden ist. Dies scheint auf den ersten Blick eine gute Idee und ein Vorteil des Internets gegenüber den Printmedien darzustellen, aber ist dem wirklich so, oder führt dies auch seinerseits zu Verwirrungen vor allem bei Menschen, die mit dem Internet noch nicht so vertraut sind, und wo möglich nicht mehr zu ihrem ursprünglichen Text zurückfinden? Oft liegt der Fehler hier im Design, der User findet sich schwer zurecht und kann daher die Vielseitigkeit, die ihm der Hyperlinktext im Gegenzug zu seinen Gedruckten Verwandten liefert gar nicht nutzen. Es wird daher empfohlen dieses "neue Lesen" bereits in den Schulen in den Deutschunterricht zu integrieren, und so den Schülern nahe zu bringen, und ihnen zu helfen sich nicht beim lesen zu verirren.
Hyperlinks sollten also wenn angewendet gut gezeichnet sein, dem User sollte klar sein, dass er die momentane Seite verlässt, und wie er wieder zu seinem Text zurückfindet. Diese Struktur ermöglicht dem geübten User schnell und sicher zu den Informationen zu finden, die er benötigt. Gerade im Internet hat sich so ein neues Leseverhalten der User eingebürgert.
Es wird oft kein ganzer Text mehr gelesen, und schon gar nicht wenn man von diesem noch nicht genau weiss, ob er die gewünschten Informationen enthält. User lesen nur stückweise, oder auszugsweise Texte durch, überfliegen sie also. Und entscheiden dann ob dieser lesenswert oder nicht ist, folgen den Hyperlinks und finden dann evtl. die gesuchten Informationen, oder eben auch nicht. Daher bietet sich an kurze präzise Einleitungstexte zu gestalten mit Links zu den ausführlichen langen Texten.


Abschließend ist zu vermerken, dass beim Design von Onlinetexten vieles zu berücksichtigen ist das den Printmedien fremd ist. Diese Probleme sind im Moment nur spezifisch zu beantworten, wenn man den Sinn des Textes, seine Zielgruppe und die technischen Gegebenheiten kennt, und selbst dann sind noch Fragen offen. Vor allem die Frage nach einer "guten" Schriftgröße ist sehr von der Hardware abhängig, die der User zum Betrachten verwendet, und kann gar nicht generell beantwortet werden. Ob man dafür Lösungen findet indem man systemunabhängig programmieren kann ist vielleicht eine Frage wert.
Als Fazit stelle ich fest, dass manche Regeln für die Lesbarkeit der Texte mit denen der Printmedien verwandt sind, einige aber auch grundverschieden, und andere noch immer nicht geklärt. Oft werden die Mittel die einem das Medium Internet bietet daher nicht ausreichend, oder fasch benutzt, z.B. durch die oben erwähnten Hyperlinks. Ein guter Offlinewriter ist daher noch lange nicht in der Lage gute oder sinnvolle Onlinetexte zu entwerfen.




"Inmitten des Wirrwarrs gilt es, das Einfache zu finden."
Albert Einstein




Literaturverzeichnis:
Online:
http://www.frank-thissen.de/sdf_text.htm
http://www.kilde.com/de/digest/studien/studien_200207/index.html
http://www.tu-dresden.de/sulifg/daf/fumedien/kompetenz2.htm
http://psychology.wichita.edu/mbernard/Dissertation.pub..pdf
http://www.tu-dresden.de/sulifg/daf/fumedien/kompetenz2.htm
http://www.wk.fu-berlin.de/Reader/Lesbar&Typograph.htm
http://www.webdesign-referenz.de/designtheorie_fonts.shtml#3.3.2.2
http://www.webdesign-referenz.de/designtheorie_fonts.shtml

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